Neue OZ: Kommentar zu Medien
USA
Presse
Osnabrück (ots)
Eine neue Chance
Welch ein Paukenschlag: Der durch Digitalisierung und Internet ausgelöste Wandel in der Medienlandschaft ist so radikal, dass selbst weltbekannte Blätter wie die "Washington Post" zum Verkauf stehen. Immer mehr Verlegerfamilien in den USA überlassen neuen Eigentümern das Feld. Das bedeutet Chance und Risiko zugleich.
Wichtig ist vor allem, dass die journalistische Unabhängigkeit nicht leidet. Profitstreben und die Suche nach der Wahrheit passen nicht immer zueinander. Oft braucht es Rückgrat und Durchhaltevermögen, um das höchste Gut der Medien zu wahren: ihre Glaubwürdigkeit.
Der Internet-Unternehmer Jeff Bezos könnte sich für die "Post" vor diesem Hintergrund als Glücksfall erweisen. Denn er geht nicht als Investor ins Mediengeschäft, sondern als Privatmann, der es sich leisten kann, wenn einmal keine Gewinne fließen - ohne Frage eine gute Voraussetzung für das Unternehmen, um sich in der digitalen Welt neu zu positionieren. Außerdem: Bezos hat schon früh die Chancen erkannt, die das Internet bietet. Seine Erfahrungen werden ihm auch auf dem neuen Geschäftsfeld zugutekommen.
Am wichtigsten aber: Bezos will die "Post" als Hort des investigativen Journalismus erhalten. Er beweist damit politisches Verantwortungsgefühl und bewahrt zugleich das wichtigste Kapital der durch schonungslose Enthüllungen bekannten Zeitung.
Uwe Westdörp
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