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Neue OZ: Kommentar zu Geschichte
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Osnabrück (ots)

Warum ausgerechnet jetzt?

Erst im einstigen Konzentrationslager Dachau der Toten gedenken und anschließend im Bierzelt der CSU den bayerischen Wahlkämpfern einheizen? Auch wenn beide Termine mit der nötigen Contenance, Zurückhaltung und Souveränität machbar sind, hat sich Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dieser Tagesplanung keinen Gefallen getan. Prompt hagelte es schon vor dem Besuch der Regierungschefin Kritik von der Opposition, aber auch von Historikern. Verständlich.

Noch nie zuvor hat ein amtierender Kanzler diesen düsteren Ort der Nazi-Verbrechen aufgesucht. Das ist beschämend und mit Terminengpässen nicht zu erklären. Schließlich war Dachau das erste KZ der Nazis und galt als "Schule der Gewalt" für auszubildende Kommandanten und Wachleute. Hier kamen 43 000 internierte Menschen ums Leben, unter ihnen mehr als tausend Geistliche. Hunderttausende erlitten in Dachau die Gräuel der NS-Schergen, mussten Folter, Entmenschlichung und Zwangsarbeit erdulden.

Warum sucht Merkel gerade jetzt, in der heißen Wahlkampfzeit, diesen historisch belasteten Ort auf? Sicher, wenn man schon als Politiker zu Gast in Dachau ist, gehört ein Besuch der Gedenkstätte im ehemaligen KZ dazu. Merkel führt zudem die persönliche Einladung eines Holocaust-Überlebenden ins Feld. Dennoch hat die Verquickung des längst überfälligen Signals der Regierung in Dachau mit der profanen Jagd nach Wählerstimmen ein arges Geschmäckle.

Marcus Tackenberg

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