Neue OZ: Kommentar zu Krankenversicherungen
Osnabrück (ots)
Nicht zu Ende gedacht
Endlich hält mit dem Vorschlag von Minister Daniel Bahr die Gesundheitspolitik Einzug in den Wahlkampf. Bislang stand das Thema erstaunlicherweise auch für die Opposition im Hintergrund. Jetzt zeigt sie sich angriffslustig.
Bahrs Vorschlag zur Öffnung der privaten Krankenversicherungen (PKV) ist dabei nicht neu, sondern steht seit geraumer Zeit im Wahlprogramm der FDP. Doch das hat offenbar kaum jemand gelesen. Zu Ende gedacht ist der angeregte Systemwechsel nicht. Und durchsetzen ließe sich die liberale Idee allenfalls langfristig. Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) und die PKV, das sind zwei völlig unterschiedliche Systeme: In der gesetzlichen Versicherung richtet sich der Beitragssatz nach dem Einkommen, in der privaten nach dem Gesundheitsrisiko. Die GKV bietet eine beitragsfreie Mitversicherung für Ehegatten und Kinder, die PKV nicht. Viele werden es sich dreimal überlegen, ob sie wechseln wollen.
Bisher haben sich zudem in Deutschland die bestehenden Bedingungen des Nebeneinanders von GKV und PKV bewährt. Der Sturm der Ablehnung ist nur zu verständlich. Doch mischt sich in die Entrüstung über Bahrs Vorschlag auch eine übertriebene Polemik gegen die PKV. Propagiert wird sie gerade von denen, die sie ganz abschaffen wollen und das Heil in der Bürgerversicherung sehen. Ob mit so einem Systemwechsel aber den Patienten mehr gedient wäre, ist fraglich.
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