Neue OZ: Kommentar zu Syrien
Konflikte
Deutschland
Osnabrück (ots)
Das Ende der USA als Weltpolizist
Der syrische Bürgerkrieg ist Barack Obamas größte Belastungsprobe. Noch zögert der US-Präsident, aber er muss sich entscheiden. Angreifen, um den ersten Giftgaseinsatz des 21. Jahrhunderts zu vergelten? Oder sich in Protestnoten flüchten, um nicht ein zweites Vietnam und einen Flächenbrand in Nahost zu riskieren? Dass ausgerechnet die Briten Obama im Stich lassen, ist nicht nur für Premier David Cameron eine blamable Niederlage. Das Nein des Parlaments zeigt, dass die Kriege in Afghanistan und im Irak dem angelsächsischen Bündnis Risse zugefügt haben. Die Briten wollen sich nicht länger als größter Flugzeugträger der USA verspotten lassen. Damit droht dem Westen ein herber Ansehensverlust.
Bislang waren Deutschland, Frankreich und andere EU-Staaten zu einer gemeinsamen Sicherheitspolitik unfähig. Nun steht Obama im Syrien-Konflikt alleine da. Bitter, selbst George W. Bush versammelte für den verhängnisvollen Irak-Krieg über 40 Staaten hinter sich. Somit werden die USA wie der Westen insgesamt immer weniger als globale Ordnungsmacht respektiert oder gefürchtet. Das Drama in Syrien steht symbolisch für das Ende der USA als Weltpolizist. So schlimm das Massensterben ist: Der Westen hat nicht die Mittel, jedes Massaker auf der Welt zu stoppen. Europa und die USA müssen sich auf die eigenen Interessen konzentrieren. Diese zu verteidigen wird schon schwer genug.
Michael Clasen
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