Neue OZ: Kommentar zu Energie
Einzelhändler
Osnabrück (ots)
Hart an der Grenze
Klagen und Mahnen gehören zum Kerngeschäft der Verbände. Das ist in Ordnung. Die Interessenvertreter sollten allerdings ein realistisches Maß nicht überschreiten. Der Handelsverband Deutschland (HDE) kommt der Grenze zur Unglaubwürdigkeit zumindest sehr nah, wenn nun auch er pauschal wegen steigender Energiekosten Alarm schlägt.
Natürlich betreffen diese, neben vielen anderen Branchen, auch den Einzelhandel. Doch keineswegs so sehr wie etwa kleinere Industriebetriebe mit relativ hohem Energieverbrauch, der knapp unterhalb der Schwelle zur Befreiung von der EEG-Umlage liegt. HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth hat seinen Kronzeugen, den Lebensmitteleinzelhandel, unglücklich gewählt: Das Geschäft mit frischen und hochwertigen Lebensmitteln erholt sich. Nach Jahren der Niedrigpreis-Manie entwickeln viele Kunden endlich die Bereitschaft, für Qualität mehr zu zahlen. Auch die Online-Händler können sich über maue Konjunktur nicht beklagen. Großen Teilen des Einzelhandels in Deutschland geht es gut, besonders im Vergleich zu anderen EU-Ländern. So gut, dass so mancher Supermarktbetreiber eine Investition in Energieeffizienz schultern kann. Das entbindet die künftige Bundesregierung freilich nicht von der Pflicht, die Energiewende schleunigst nachzusteuern und dabei die Lage jeder einzelnen Branche im Detail zu berücksichtigen.
Christian Schaudwet
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