Neue OZ: Interview mit der Popsängerin Katie Melua
Osnabrück (ots)
Katie Melua weint in Georgien "wie ein Kind"
Emotionsgeladene Besuche in der alten Heimat - Liebeserklärung an Deutschland und seine Weihnachtsmärkte - Burn-out-Erfahrung: "Ich war mein schlimmster Feind"
Osnabrück.- Die britische Popsängerin Katie Melua vergießt bei Besuchen in ihrer georgischen Heimat regelmäßig Tränen: "Ich bin in jedem Sommer für mindestens zwei Wochen in Georgien. Jedes Mal, wenn ich das Land wieder verlassen muss, weine ich. So tief werde ich von den Menschen und dem Leben dort berührt," sagte die 29-Jährige der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstagsausgabe).
Zwar sei sie längst eine Londonerin, habe in der britischen Hauptstadt ihre Familie, Freunde, Job und Band, sagte die gebürtige Georgierin. "Aber wenn ich Georgien verlasse, weine ich trotzdem am Flughafen wie ein kleines Kind. Und das mit fast 30 Jahren - schon etwas peinlich."
Ihre Liebe zur Musik habe sie nach dem Fall des Eisernen Vorhangs entdeckt, als Wirtschaftskrise und Stromausfälle ihre Heimat prägten, berichtete Melua weiter: "Ich erinnere mich an viele Abende und Nächte ohne Licht, als wir nur bei Kerzenschein zusammensaßen und Mama am Piano spielte. Das waren ganz außergewöhnlich magische Momente, weil mich die Musik träumen ließ. Wir saßen da im dunklen Raum und hörten gebannt zu."
Dennoch sei ihre Familie schließlich in den Westen übergesiedelt: "Wir erwarteten Hollywood, so wie uns die Filme aus dem Westen suggerierten - aber ganz so war es nicht. Wir landeten in Belfast. Trotzdem war dort vieles besser: Ich erinnere mich, wie ich in der neuen Wohnung erst einmal eine ganze Wanne heißes Wasser mit Schaum einließ. Ich fühlte mich wie Julia Roberts in ,Pretty Woman'."
Eine besondere Beziehung hat Katie Melua längst auch zu Deutschland entwickelt: "Ich liebe die deutschen Weihnachtsmärkte, die sind so süß und märchenhaft. Was ich generell an den Deutschen mag, ist, dass hier viele Dinge in der richtigen Weise angepackt werden - mit Gewissenhaftigkeit, Sorgfalt und Professionalität. Außerdem werden Beschäftigte und Familien, aber auch Menschen, denen es nicht so gut geht, hier mehr als in vielen anderen Ländern vom Staat unterstützt."
Mit Grausen erinnerte sich die 29-Jährige an ihren Burn-out vor drei Jahren: "Mich konnte niemand warnen, denn nicht einmal ich habe die Zeichen gesehen. Außerdem habe ich niemanden konstant um mich herum gehabt, der mich gut genug kannte, sodass es vielleicht aufgefallen wäre. Ich habe mir einfach zu viel zugemutet, den Terminkalender zu voll gepackt. Ich selbst war mein schlimmster Feind, weil ich dachte, ich könnte alles schaffen wie ein ,Super-Girl'. Das ist eine ganze wichtige Lektion für mich gewesen zu lernen, dass ich auf meine Gesundheit, meine Psyche und meinen Geist achtgeben muss."
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