Neue OZ: Kommentar zu Sprache
Jugend
Osnabrück (ots)
Klischee statt Klasse
Was bitte ist ein "Babo"? Wer sich diese Frage gestern stellte, ist entweder jenseits der 30 oder einfach nicht am Puls der Zeit - oder beides. Sonst wüsste er, dass das Jugendwort des Jahres in etwa "Boss" heißt. Das glaubt jedenfalls die Jury. Dabei klingt "Babo" eher nach Offenbacher Getto-Slang als nach echter Jugendsprache. Die Juroren haben sich für Klischee statt Klasse entschieden.
Schade, dabei waren unter den 30 Wörtern, aus denen erst per Online-Abstimmung, dann per Jury-Entscheid das Jugendwort herausgesiebt wurde, einige wirklich gute Anwärter: Gehirnfasching (eine total abwegige Idee haben), Amöbenhirn (dumme Person) oder auch Stand-by-Blick (Ausdruck geistiger Abwesenheit).
Wörter eben, die von Kreativität und Sprachwitz zeugen und außerdem die Botschaft senden: Jugendsprache beschränkt sich nicht aufs bloße Kopieren von Hip-Hop-Jargon. Dabei haben selbst die meisten Jugendlichen wahrscheinlich keine Checkung, wenn das Wort "Babo" fällt.
Also: Wer bei "Babo" auf Stand-by-Blick schaltet, ist deshalb noch lange kein Amöbenhirn. Und die wenigsten Teenies eifern zweifelhaften Hip-Hop-Stars nach. In diesem Sinne: Hakuna Matata.
Manuel Glasfort
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