Neue OZ: Kommentar zu Kunst
Naturgewalten
Osnabrück (ots)
Gefährliche Fantasien
Den Sturm erleiden oder selbst zum Sturm werden? Die Künste haben beide Haltungen zur elementaren Naturgewalt durchgespielt. So unterschiedlich die Resultate ausgefallen sein mögen - immerhin hat sich erwiesen, welch gefährliche Metapher der Sturm ist. Die Vorstellung des Sturms zwingt in dumpfe Schicksalsergebenheit. Oder sie provoziert gefährliche Gewaltfantasien.
Das 20. Jahrhundert hat diesen Zwiespalt wie eine Zerreißprobe durchlebt. Und das mit aufschlussreicher zeitlicher Taktung. Zu Beginn des Jahrhunderts gefielen sich Avantgarde-Künstler als Sturm, der Konvention und Historie hinwegfegt. Zum Ende des Säkulums häufen sich hingegen die Desasterfilme, die den Sturm ganz anders interpretieren: nicht als Chance, sondern als Heimsuchung.
Eines bleibt gleich. Als Elementarereignis hebt der Sturm das Leben aus den Angeln. Als Zerstörer ist der Sturm auch ein Beweger. Er verändert das Leben in kürzester Zeit von Grund auf. Das setzt Menschen extrem unter Spannung, ganz gleich, ob als Himmelsstürmer der Kunst oder als Katastrophenopfer in den Hollywood-Blockbustern. Der Sturm tobt - und wie.
Stefan Lüddemann
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