Neue OZ: Neue OZ - Gespräch mit terre des hommes-Expertin Barbara Küppers.
Osnabrück (ots)
terre des hommes: Teure Kleidung zu kaufen hilft Arbeitern nicht Hilfswerk verweist auf Herstellung in denselben Fabriken wie Billigware
Osnabrück.- Angesichts der Proteste von Textilarbeitern in Kambodscha hat das Hilfswerk terre des hommes (tdh) den häufig zu hörenden Ratschlag zurückgewiesen, teurere Kleidung zu kaufen verbessere die Produktionsbedingungen in den Fabriken. In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwoch) sagte tdh-Expertin Barbara Küppers: "Ein hoher Preis im Laden bedeutet nicht, dass das Produkt unter besseren Bedingungen hergestellt wurde." Die Kleidung würde in den gleichen Fabriken produziert und am Ende nur zu einem unterschiedlichen Preis verkauft. Verbraucher könnten auf Sozialsiegel wie etwa Fairtrade achten und Handelsfirmen auffordern, grundlegende Arbeitsrechte bei ihren Zulieferern einzuhalten. "Hungerlöhne sind neben den schlechten Arbeitsbedingungen das größte Problem in der Textilindustrie", sagte Küppers. In Bangladesch etwa läge ein Existenz sichernder Lohn derzeit bei 260 Euro im Monat, der gesetzliche Mindestlohn aber nur bei 28 Euro. In Kambodscha bräuchten Menschen mindestens 285 Euro im Monat für ein menschenwürdiges Leben, dem stünde ein Mindestlohn von 60 Euro gegenüber. Die Proteste in Kambodscha sieht die Expertin als Chance dafür, dass Textilarbeiter sich besser in Gewerkschaften organisieren. "Nur so lernen sie ihre Rechte kennen, können sie einfordern und Druck auf die Regierung ausüben", sagte Küppers. Dass dies nicht ungefährlich sei, zeigten die Toten nach einem Polizeieinsatz gegen Demonstranten in Kambodscha. Dort waren vor wenigen Tagen mindestens drei Menschen gestorben, nachdem die Beamten das Feuer auf protestierende Textilarbeiter eröffnet hatte. Nach Angaben der Unternehmensberatung McKinsey hat China 18.000 Textilfabriken, Indien 11.000 und Bangladesch 5000. Kambodscha kommt mit 250 erst auf dem siebten Platz. Terre des hommes zufolge arbeiten weltweit 850.000 Millionen Menschen in der Textilindustrie.
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