NOZ: Steigende Mieten führen zu verstärktem Andrang bei Tafeln
Osnabrück (ots)
Tafel-Chef: Steigende Mieten führen zu verstärktem Andrang bei Tafeln
1,5 Millionen Nutzer bundesweit - Jeder dritte Kunde ist minderjährig
Osnabrück. Die steigenden Mieten führen zu verstärktem Andrang bei den Tafeln in Deutschland. Bundesverbands-Vorsitzender Jochen Brühl sagte im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung": "Viele müssen sich mittlerweile fragen: "Zahle ich meine Miete oder esse ich?'". Besonders Rentner seien davon betroffen. Deren Anteil an den Tafel-Kunden habe sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Jeder dritte der derzeit rund 1,5 Millionen Tafel-Kunden sei zudem noch minderjährig. "Das sind besorgniserregende Entwicklungen. Die steigenden Mietpreise haben daran ihren Anteil", sagte Brühl. Bundesweit gibt es derzeit 940 Tafeln.
Tafel-Chef fordert Armutsbeauftragte in Bund und Ländern
Jochen Brühl zur Debatte um Tafel Essen: Empörungskarawane weitergezogen, Probleme geblieben
Osnabrück. Der Chef des Bundesverbandes der Tafeln hat die Politik zu mehr Anstrengungen im Kampf gegen Armut aufgerufen. Im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte Jochen Brühl: "Wir fordern die Berufung eines Armutsbeauftragten durch die Bundesregierung sowie in allen 16 Landesregierungen." Es reiche nicht aus, wenn sich beispielsweise Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mit einer Sozialhilfeempfängerin treffe. "Nein, wir brauchen nachhaltige Ideen, sonst hängen wir noch mehr Leute ab", warnte Brühl.
Er zeigte sich enttäuscht über die Debatte um die Essener Tafel in diesem Frühjahr. Der dortige Tafel-Leiter hatte einen Aufnahmestopp für Ausländer verhängt und dafür viel Kritik erhalten. Selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte sich in die Debatte eingeschaltet. Brühl nannte die umstrittene Maßnahme einen Hilferuf angesichts der massiven Probleme am Rand der Gesellschaft. Brühl: "Die Probleme sind geblieben, die Empörungskarawane ist weitergezogen. Ich hatte gehofft, dass diese Empörung der Anfang eines Umdenkens in der Gesellschaft wird." Es brauche eine neue Aufmerksamkeit für Armut."
Tafel-Verband warnt vor Verlängerung der Lebensarbeitszeit
Vorsitzender Brühl: Wer soll dann ehrenamtlich arbeiten?
Osnabrück. Der Dachverband der Tafeln in Deutschland warnt vor einer Verlängerung der Lebensarbeitszeit. Vorsitzender Jochen Brühl sagte im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung": "Wenn die Menschen bis 70 arbeiten, dann verlieren die Hilfsorganisationen und Wohlfahrtsverbände diese Menschen als ehrenamtliche Helfer." Die Tafeln lebten vom Engagement der Menschen ab dem 60. Lebensjahr. "Wer sollte die Leistungen an ihrer Stelle erbringen? Da sollte sich der Staat sehr genau ausrechnen, was mehr kostet." Würde man die ehrenamtliche Arbeit bei den 940 Tafeln im Land mit dem Mindestlohn vergüten wollen, kämen jährlich 216 Millionen Euro zusammen, so Brühl. "Allein bei den Tafeln wohlgemerkt, deutschlandweit gibt es ja insgesamt 30 Millionen Menschen, die sich ehrenamtlich einbringen."
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