Paul-Ehrlich-Institut wirft Corona-Impfgegnern unbegründete Angstmache vor
Osnabrück (ots)
Paul-Ehrlich-Institut wirft Corona-Impfgegnern unbegründete Angstmache vor
PEI-Präsident Cichutek: Sorge vor Erbgutschäden durch Impfstoff "entspricht nicht wissenschaftlichem Kenntnisstand" - Zwischenergebnisse positiv zu bewerten
Osnabrück. Angesichts des nahenden Durchbruchs bei der Corona-Impfstoffentwicklung hat das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) Impfstoff-Gegnern Angstmache vorgeworfen. "Warnungen vor Erbgutschäden sind falsch und verursachen unbegründete Ängste", sagte PEI-Präsident Klaus Cichutek im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). Befürchtungen, die neuen mRNA-Impfstoffe könnten das Erbmaterial des Menschen verändern, "entsprechen nicht dem wissenschaftlichen Erkenntnisstand", so Cichutek. Denn um in die DNA - also die menschliche Erbinformation in Körperzellen - eingebaut zu werden, müsste die RNA - also der Träger der DNA - "zurückgeschrieben" werden. "Dazu wären zwei Enzyme notwendig, die normale menschliche Zellen nicht haben. Überdies bleibt die RNA nicht lange Zeit in der Zelle, sondern wird nach einer Weile abgebaut."
Auch Angaben von Impf-Skeptikern, es gebe noch keinerlei humanmedizinische Erfahrungswerte mit Gen-Impfstoffen, widersprach der PEI-Präsident in der NOZ. "Es gibt schon Erfahrungen mit mRNA-Impfstoffen beim Menschen im Rahmen klinischer Prüfungen, etwa mit einem therapeutischen Tumorimpfstoff. Dabei haben sich keine besorgniserregenden Nebenwirkungen gezeigt. Auch bei umfangreichen Tierversuchen mit mRNA-Impfstoffen gab es keine Hinweise auf schwere Nebenwirkungen oder Schäden."
Mehrere Impfstoffhersteller wollen in Kürze die Zulassung beantragen und berichten von einer Wirksamkeit ihrer Vakzinen von 90 bis 94,5 Prozent. Schon aus den Prüfphasen 1 und 2 gebe es Daten, die sehr zuversichtlich machten, hieß es dazu beim PEI. Bei geimpften Personen seien spezifische Antikörper gegen Sars-CoV-2 nachgewiesen worden sowie eine Ausbildung von T-Zellen, den sogenannten Killerzellen. Das sei positiv zu bewerten, und es sei davon auszugehen, dass sich dies in der laufenden Phase 3 mit Zehntausenden von Probanden bestätige.
Für eine Zulassung in Europa muss der Humanarzneimittelausschuss der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) mehrheitlich eine entsprechende Empfehlung abgeben, anschließend ist das grüne Licht der EU-Kommission nötig. Dass einzelne Länder einen Impfstoff im nationalen Alleingang blockieren könnten, sei abwegig, sagte Cichutek der NOZ. "Es ist schwer vorstellbar, dass ein Land sagen wird, Corona ist nicht so schlimm, und sich bei einem klar positiven Nutzen-Risiko-Verhältnis gegen die Impfstoffzulassung stellen würde."
Zur Frage, wann Impfstoffe frühestens zugelassen sein werden, wollte sich Cichutek nicht äußern. Das PEI verwies auf die Schätzung der EMA-Geschäftsstelle, wonach dies Anfang 2021 erreicht sein könnte. Zulassung bedeute aber nicht, dass sofort Impfstoffe für alle bereitstünden.
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