Verdi verzeichnet Jahrzehnte nicht gesehenes Mitgliederplus
Osnabrück (ots)
Verdi verzeichnet Jahrzehnte nicht gesehenes Mitgliederplus
Vorstandschef Frank Werneke: "Wachsendes Selbstbewusstsein bei Arbeitnehmern, aber auch finanzielle Sorgen" - Großes Interesse bei jüngeren Beschäftigten
Osnabrück. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat außergewöhnlich viele neue Mitglieder gewonnen. "Wir haben bei Verdi in diesem Jahr eine so hohe Zahl von Eintritten wie noch nie seit unserer Gründung", sagte Verdi-Chef Frank Werneke im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). Eine so gute Eintrittsbewegung habe es zuletzt in den 1980er-Jahren gegeben, "sodass wir deutlich mehr Mitglieder gewonnen haben als verloren". Werneke betonte in der NOZ: "In vielen Branchen und Teilen der Gesellschaft ist ordentlich Druck im Kessel. Davon können unsere Gewerkschaften offenbar profitieren."
Genaue Zahlen für das ablaufende Gesamtjahr will die Gewerkschaft im Januar vorlegen. Neben dem öffentlichen Dienst haben, laut Werneke, vor allem die Sparten Handel und Post zu der Entwicklung beigetragen. "Übrigens treten viele jüngere Beschäftigte Verdi bei, etwa ein Drittel der neu Eingetretenen ist unter 27 Jahre", sagte Werneke der NOZ weiter.
Verdi war 2001 durch den Zusammenschluss von fünf Einzelgewerkschaften entstanden. Seit der Gründung ist die Zahl der Mitglieder um rund eine Million gesunken. 2022 lag die Mitgliederzahl bei rund 1,86 Millionen.
Eine Ursache für die positive Mitgliederentwicklung sieht der Gewerkschaftschef in den Veränderungen am Arbeitsmarkt. "In der Vergangenheit gab es oft sehr viel Angst vor dem Verlust des Jobs, wenn man sich engagiert, das hat sich in Zeiten eines Mangels von Fach- und anderen Arbeitskräften etwas gewandelt", sagte Werneke. Bei vielen Arbeitnehmern nehme man mehr Selbstbewusstsein wahr, sodass sich das Kräfteverhältnis verändere und gute tarifliche Erfolge möglich seien.
Weiter sagte der Verdi-Chef der NOZ: "Außerdem sind aufgrund der Preisentwicklung die finanziellen Sorgen vieler Arbeitnehmer deutlich gewachsen; so haben wir inzwischen sogar im öffentlichen Dienst immer mehr Menschen, die auf Wohngeld angewiesen sind, weil sie in teuren Städten hinten und vorne nicht mehr klarkommen."
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