Choreograf John Neumeier analysiert Tanz-Stil von Trump und Elon Musk: "Oligarchen ohne Hemmungen"
"Selbstsucht in jeder seiner Bewegungen"
Abwägendes Verhältnis zu Putins Russland
Osnabrück (ots)
Star-Choreograf John Neumeier (85) kritisiert die Tanzbewegungen von Donald Trump und Elon Musk: "Das ist furchtbar. Schrecklich", sagte Neumeier der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ). "Diese Menschen sind Oligarchen ohne Hemmungen, in jeder Hinsicht. Wie sie sich benehmen, wie sie reden." Trump habe schon "die Sprache zum Schlechten verändert", sagte Neumeier. "Wenn er dann noch tanzt, muss ich wegschauen. Ich kann diesen Mann nicht ausstehen, weil man in jeder seiner Bewegungen spürt, welcher Gedanke dahintersteht. Es ist ja nur eine einziger: Selbstsucht."
Mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine forderte Neumeier, die russische Kultur und ihre Vertreter nicht über einen Kamm zu scheren: "Eine russische Herkunft allein ist für mich kein Kriterium. Wenn Polen Tschaikowsky nicht mehr spielt, weil er Russe war, habe ich kein Verständnis. Der arme Tschaikowsky hat mit dem Krieg wirklich nichts zu tun! Man kann den Menschen seine Kunst nicht vorenthalten, nur, weil es im Moment in diesem Land einen Diktator gibt."
Auch im eigenen Verhältnis zu Russland besteht Neumeier auf Einzelfallentscheidungen. So habe er dem Moskauer Bolschoi Theater aus Protest gegen den Krieg die Lizenz seine Choreografie zur "Kamiliendame" verweigert: "Ich wollte ein Statement setzen - direkt am Bolschoi, Russlands Aushängeschild. Der einstige Intendant Wladimir Urin, ein Kriegsgegner, wurde inzwischen durch einen Putin-Freund ersetzt. Das sagt mir nur, wie richtig die Entscheidung war."
Gleichzeitig habe er seinen Abend zur "Anna Karenina" aber ganz bewusst lizenziert: "'Anna Karenina' ist ein klassischer russischer Stoff. Schon, dass das überhaupt ein Ausländer in Russland interpretiert, ist etwas Besonderes - erst recht wenn es ein offen homosexueller Amerikaner ist", sagte Neumeier. Das Stück erzähle außerdem "sehr deutlich von Machtpolitik", so der Choreograf: "Es richtet sich absolut gegen die Regierung, die jetzt in Moskau herrscht. Wenn sie das in Russland auch jetzt noch spielen wollen, bin ich dafür."
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