Westfalenpost: Konfrontationskurs Lokführer-Streik trotz höherer Bahnlöhne
Hagen (ots)
Von Sven Nölting
Glaubt man vorgeblich repräsentativen Eilumfragen, dann hegt die Mehrheit der Deutschen Sympathie für die streikenden Bahner und ihr Anliegen. Aber, liebe Meinungsforscher, gilt das auch heute noch? Wenn am Tag nach einem üppigen Tarifabschluss erneut zehntausende Bahnkunden unfreiwillig auf Bahnhöfen gestrandet sind? Zweifel scheinen angebracht; Meinungen können sich mitunter schnell ändern. Das Ausmaß einer Tariferhöhung lässt sich prinzipiell schwer bewerten - schon gar nicht ohne Kenntnis der Zahlen auf den Lohnstreifen. Dennoch: Der Abschluss bei der Bahn ist ein klarer Erfolg für die Gewerkschaften - einen ähnlich guten haben 2007 nur die darin stets führenden Metaller erzielt. Transnet und GDBA dürfte entscheidend in die Hände gespielt haben, dass der Bahnspitze an einer schnellen Einigung gelegen war, um einen Doppel-Konflikt auf Dauer zu vermeiden. Angesichts des weiter schwelenden Tarifstreits mit den Lokführern fehlte Mehdorn schlicht der Spielraum zum längeren Taktieren. Der Lokführer-Gewerkschaft sind die 4,5 Prozent viel zu wenig; ihr geht es ums Prinzip, um einen eigenen, besseren Tarifvertrag, wie ihn etwa Piloten haben. Ob berechtigt oder nicht, sei dahingestellt. Tatsache ist, dass sich die GDL damit isoliert hat. Selbst die Schwestergewerkschaften lehnen ihre Forderung ab, weil sie wohl nicht zu unrecht eine Spaltung der Bahner fürchten. Aber die Lokführer streiken unbeirrt weiter - und treffen in erster Linie die Bahnfahrer. Ein Konfrontationskurs, der ins Abseits führen könnte. Gegen die breite öffentliche Meinung dürfte die GDL ihren Kampf kaum gewinnen können.
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