Westfalenpost: Kommentar zu Lebensmittel /Brot /Backwaren /Hygiene /Da war wohl der Wurm drin Kontrollen bei Großbäckereien in NRW /Von Joachim Karpa
Hagen (ots)
Kauen Sie ruhig weiter. Nicht, dass Ihnen das Brötchen im Hals stecken bleibt. Durchaus nachvollziehbar ist, dass Ihnen angesichts mangelhafter Hygiene in Großbäckereien der Appetit vergeht. Aber sehen wir es positiv. In der überwiegenden Mehrzahl der Betriebe gibt es nichts zu beanstanden. Sie halten sich an die Vorschriften. Vielmehr sind es die schwarzen Schafe, die eine ganze Branche in Verruf bringen. Umweltminister Johannes Remmel will ihnen an den Kragen und macht Druck. Zu Recht. Die bisherige Praxis, gravierende Mängel unter der Ladentheke zu halten, ist nicht im Sinne der Verbraucher. Da ist buchstäblich der Wurm drin. Der Kunde muss wissen, was er kauft und verzehrt. Das ist Vertrauenssache. Massiver Schimmel im teigigen Umfeld ist kein Kavaliersdelikt, sondern hochgradig gesundheitsgefährdend. Schließlich ist der Mensch, was er isst. Der Satz ist nicht neu, aber er bringt es auf den Punkt. Allein beim Gedanken an eingebackene Schaben dreht sich morgens der Magen um. Das beste Garantie, einwandfreie Ware zu bekommen, ist die öffentliche Kontrolle. Wenn jedermann nachlesen kann, wie die Bäckerei es mit der Sauberkeit hält, wird der Besen, bildlich gesehen, nahezu von alleine durch die Backstube fliegen. Also ist die Idee, landesweit eine Internet-Datenbank einzuführen, die Hygiene-Verstöße ab einem Bußgeldbescheid von mindestens 350 Euro veröffentlicht, nicht verkehrt. Eine entsprechende Gesetzesänderung auf Bundesebene macht dies ab September möglich. Kein Unternehmen, kein Bäcker hat ein Interesse, sich im Netz als Schmuddelbetrieb wiederzufinden. Bekanntermaßen ist es ausgesprochen schwer, einen ramponierten Ruf wieder aufzupolieren. Beim Verbraucher bleibt immer etwas hängen, besonders wenn es negativ ist. Grundlegende Voraussetzung für mehr Transparenz bei der Lebensmittelüberwachung ist der unangemeldete Besuch des Lebensmittelkontrolleurs - wenn er denn überhaupt einmal im Jahr erscheint. Im Kreis Olpe kommt einer auf 397 Betriebe, das ist landesweit ein guter Schlüssel. Anderswo wacht ein Kontrolleur über 1400 Betriebe. Hier besteht Handlungsbedarf.
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