Westfalenpost: Wahl in Italien
Hagen (ots)
<p>Es ist nicht leicht, Europas neues Schreckgespenst namens Italien zu verscheuchen. Die Angst, dass die drittstärkste Wirtschaftsnation durch die Pattsituation im Parlament Markt, Euro und andere EU-Staaten mit in den Abgrund reißt, ist nicht unbegründet. Und dennoch ist ein Hoffnungsschimmer zu erblicken: Gespräche zwischen Konservativen und Ex-Kommunisten keimen hinter der Bühne auf. Der Sinkflug der Aktienindizes und die Kritik von "Leidensgenossen" aus Ländern wie Spanien haben ihre Wirkung erzielt. <br/><?EM-dummyText br?></p><p>Für Nicht-Italiener ist es schwer verständlich, warum der bisherige Regierungschef Mario Monti für seinen Reformkurs abgestraft worden ist. Das wiederum versteht nur jemand, der 800 Euro Rente im Monat erhält und durch Montis zusätzliche Steuerlast auf bis zu 170 Euro und mehr verzichten muss. Auch in Deutschland würde ein Aufschrei durch die Republik gehen. <br/><br/></p><p>Die geringe Leidensfähigkeit der Italiener hat nichts mit Faulheit oder Dolce Vita zu tun. Nein, es hat etwas mit den ärmlichen Regionen des Südens zu tun. In den ländlich geprägten Provinzen sind Arbeitnehmer durch Mittelstandsbosse und Gutsbesitzer über Jahrzehnte hinweg gezwungen worden, schwarz zu arbeiten. Das Geld fehlt heute Staat und Rentnern. Den Betroffenen kann man vorwerfen, sich nicht dagegen gewehrt zu haben. Dafür müssen sie nun die Zeche zahlen. Ohne Perspektiven, zum Beispiel in Form von Arbeitsplätzen für die Jugend, werden sie es nicht ertragen.<br/><?EM-dummyText br?></p><p>Neuwahlen sind zurzeit die einzige Alternative. Das bedeutet zwar monatelanger Stillstand, aber diese Zeit sollte man den Italienern geben. Eine Zeit zur Reflexion. Mittelfristig aber muss die politische Landschaft von Grund auf erneuert werden. Italien braucht eine junge Politikergeneration, die Taten schönen Worten vorzieht.</p>
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