Westfalenpost: Zypern-Krise
Hagen (ots)
<p>Keiner der Beteiligten hat sich nach dem neuerlichen Brüsseler Kraftakt dabei ertappen lassen, den kapitalen Fehler beim ersten Versuch eines Rettungspakets für Zypern zuzugeben. Dabei ist das die strahlendste Errungenschaft der nachgebesserten Version: Sie beseitigt ein Problem, das die Euro-Manager, mit dem zyprischen Präsidenten als Mittäter, im ersten Anlauf überhaupt erst geschaffen hatten. Der Griff nach den Konten der Kleinsparer wird zurückgezogen. </p><p/><p>Das zweite Kapitel dieser chaotischen Schröpfungsgeschichte ist besser als das erste, weil die jetzt gefundene Lösung da ansetzt, wo der Kern des Problems steckt. Es ging eben nicht nur darum, dass Zypern - egal, wie - einen substanziellen Teil der Summe selbst aufbringt, die zur Sanierung seines Bankenwesens vonnöten ist. Es ging zunächst einmal darum, dass dieser Bankensektor aufhört, Casino zu sein, und stattdessen in der Lage ist, seine vordringliche Aufgabe zu erfüllen: Geld für eine funktionierende Wirtschaft zur Verfügung zu stellen.</p><p/><p>Dahin ist es indes noch ein langer Weg. Vertrauen ist schnell zerstört, wird aber nur langsam wieder aufgebaut. Das Misstrauen reicht über Zypern hinaus: dass die Krisenmanager, wenn es duster wird in Brüssel und der Eurozone, vor nichts und niemand haltmachen. </p><p/><p>Der Fall ist erledigt, diese Kundschaft verabschiedet sich. Jetzt geht es um den Umbau der gesamten Volkswirtschaft, samt all den bitteren Zumutungen für die, die vom vorigen Modell nicht profitiert haben. Fazit: Der unmittelbar bevorstehende Untergang ist abgewendet, der Überlebenskampf aber geht weiter, für die kleine Mittelmeer-Insel wie für die große Euro-Zone. </p>
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