Westfalenpost: Folgen unterschätzt
Kommentar von Torsten Berninghaus zum Legionellen-Trauma von Warstein
Hagen (ots)
Die Warsteiner Bürger müssen sich fühlen wie in einer Endlos-Schleife. Wieder hat der Krisenstab getagt und wieder gibt es keine Entwarnung. Seit mehr als vier Wochen leben die Menschen im Ungewissen. Die Reisewarnung bleibt bestehen, die Legionellen haben die Stadt fest im Griff. Und die Politik? Sie hat die Erkrankungswelle und deren Folgen unterschätzt. Gestern, vier Wochen nach der ersten offiziellen Legionellen-Warnung des Kreises Soest, reist ein Minister an. Es ist nicht die NRW-Gesundheitsministerin, sondern Umweltminister Remmel, der sich vor Ort ein Bild macht. Und der eilends erklärt, dass ein früherer Besuch nicht angezeigt gewesen sei, weil die Experten ja viel wichtiger wären als die Politik. Fast ist man geneigt, Herrn Remmel an die Zeit zu erinnern, als er noch auf der Oppositionsbank saß und Minister Uhlenberg für dessen Umgang mit dem PFT-Gift in der Ruhr scharf kritisierte. In dieser Rolle hätte Remmel wohl gefragt, wie es sein könne, dass für eine Stadt mitten in Deutschland wochenlang eine Reisewarnung besteht. Und wie es sein könne, dass die Infektionsquelle noch immer nicht eindeutig ist? Und ob nicht entschlossener hätte gehandelt werden müssen? Die Antworten stehen noch aus.
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