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Westfalenpost: Der Meister der Kehrtwende
Kommentar von Rudi Pistilli zum Vertrauensvotum in Italien

Hagen (ots)

Silvio Berlusconis 180-Grad-Wende hat Neuwahlen in Italien abgewendet. Die Vertrauenskrise bleibt. Wer die Kehrtwende des Steuerbetrügers als Einsicht interpretiert, täuscht sich. Einzig und allein aus zwei Gründen hat sich Blender Berlusconi für den Fortbestand der Regierung Letta ausgesprochen: zum einen wegen der fallenden Kurse an der Mailänder Börse, die auch seine Unternehmen treffen. Zum anderen, um Zeit zu schinden. Er hofft auf eine zweite Poker-Runde. Berlusconi will nach seiner sich abzeichnenden Verbannung aus dem Senat weiterhin als Strippenzieher hinter der Bühne agieren und früher oder später die erste Große Koalition in Italien seit 1947 zu Fall bringen. Er bleibt somit ein unkalkulierbares Risiko für die Reformbestrebungen. Eben ein eitler Egomane, der sich noch nicht einmal schämt, dass er für private Zwecke eine Nation in Geiselhaft genommen hat. Sein Wesen hat der Medienmogul kürzlich wieder offenbart: Im Falle des Machtverlustes nach Neuwahlen hatte er damit gedroht, beliebte Seifenopern aus seinen TV-Sendern zu verbannen. Wer das als banalen Ansatz abtut, kennt die Seele älterer Italiener aus dem Süden des Landes nicht, die angesichts eines perspektivlosen Lebens Meister im Ausblenden sind. Da hat sich seit den Herrschern im antiken Rom nichts geändert. Was Hoffnung macht, ist die Tatsache, dass Berlusconis treueste Gefährten den Mut aufgebracht haben, sich im Interesse des Landes gegen ihren Chef offen auszusprechen. Es könnte der Beginn der Erneuerung einer für Italien so wichtigen konservativen Partei sein. Dazu muss sie nur noch den alten Mann zum Teufel jagen.

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