Westfalenpost: Schlüssel für mehr Familienfreundlichkeit Von Joachim Karpa
Hagen (ots)
Die Scheinheiligkeit hat ein Ende. Glückwunsch. CDU und SPD haben sich bei den Koalitionsverhandlungen auf eine gesetzliche Quote für Frauen in den Führungsetagen der Wirtschaft verständigt. Unklar ist, in welcher Form sie verwirklicht wird. Um diesen Kompromiss einzuordnen, muss an die Positionen der Parteien vor der Wahl erinnert werden. Kanzlerin Merkel war immer gegen gesetzliche Vorgaben. Eine Flexi-Quote, nach der Unternehmen selbst entscheiden sollten, wie hoch der Frauenanteil ist, war das Maß aller Dinge. Eine feste Quote von 30 Prozent für Frauen in den Aufsichtsräten sah die CDU 2020 vor, die SPD sprach sich für 40 Prozent ab sofort aus.
Und jetzt diese Einigung. Mitnichten ein politischer Erfolg für die Gleichbehandlung der Geschlechter. Das Ende fruchtloser Scheingefechte ist eingeläutet. Der Kampf für die Frauenquote hat sich bislang politisch gut verkauft, hat den Parteien ein fortschrittliches Etikett verpasst. Mit dem wirklichen Leben aber hat das nie etwas zu tun gehabt. Posten in Aufsichtsräten sind dünn gesät. Ob hier Männlein oder Weiblein sitzen, hilft der alleinerziehenden Frau, die sich ihre Karriere knicken kann, genauso wenig wie den Müttern, denen es Unternehmen nach der Elternzeit schwer machen, wieder in ihren Beruf einzusteigen.
Ja zur Quote, wenn sie Unternehmen dazu zwingt, sich für neue Arbeitsmodelle einzusetzen. Fachkräfte und Kinder fehlen. Mit Eltern in Führungsetagen lässt sich diese Entwicklung bremsen, mit Frauen und Männern, die arbeiten und erziehen wollen. Nur so lassen sich Strukturen aufbrechen, nur so liegt das wirtschaftliche Potenzial ausgebildeter Mütter nicht länger brach, und nur so wird die Arbeitswelt familienfreundlicher.
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