Westfalenpost: Westfalenpost zur doppelten Staatsbürgerschaft
Hagen (ots)
<p>Ist die Zeit reif für eine Neuordnung der Integrationspolitik? Die Debatte, die die Flüchtlingskatastrophe vor Lampedusa jüngst in ganz Europa auslöste, war ein starkes Indiz dafür. Und nun geht es in den Koalitionsverhandlungen um die doppelte Staatsbürgerschaft in Deutschland. Obwohl der Innenminister noch die "Veränderung der Identität der deutschen Gesellschaft" anführt, kommt etwas in Bewegung.</p><p/><p>Denn nicht nur CSU-Chef Seehofer hat bereits Beweglichkeit signalisiert. Schwer wiegt vor allem das wirtschaftliche Interesse an dieser Frage. Schließlich werden die Klagen über den Fachkräftemangel immer lauter. Vakanzen auf unbesetzten Fachkräfte-Positionen sind bereits messbar angestiegen. Und längst ist klar, dass sich diese Situation deutlich verschärfen wird - wenn Deutschland nicht sein Zuwanderungspotenzial nutzt.</p><p/><p>Es geht folglich um den Integrationskurs eines Landes im Herzen von Europa. Eines Landes, das völlig zu Recht Sprach- und Einbürgerungstests verlangt. Und das natürlich niemandem einen deutschen Pass ausstellt, der seinen Lebensunterhalt hier nicht bestreiten kann. Warum aber muss der Sohn eines Einwanderers, der hier geboren und aufgewachsen ist, seinen zweiten Pass abgeben? Vielleicht als Beweis einer vollständigen und gelungenen Integration? Nein, dieser Beweis ist überflüssig. Ein Land, das selbstbewusst um seine Stärken weiß und dessen Bürger am Arbeitsplatz oder im Sportverein mehr ehrliche Integrationsarbeit leisten, als staatliche Programme je in der Lage wären, hat das nicht nötig. Ein solches Land kann Rücksicht nehmen auf die Wurzeln von Menschen, die ihre Muttersprache und ihre Abstammung nicht vergessen wollen.</p>
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