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NRZ: Kommentar Tour de France/Doping

Essen (ots)

Lügen haben kurze Beine, sagt der Volksmund. Wer
darauf gekommen ist, wird nicht an die Tour de France gedacht haben. 
Obwohl bei dem Radklassiker gerade in den Bergen kleingewachsene 
Fahrer im Vorteil sind - und die vermeintlichen Heldengeschichten 
dieses mythischen Sportspektakels zunehmend als Lügengeschichten 
entlarvt werden.
 Nach der 95. Auflage verweisen die Tour-Anhänger - nicht zum ersten 
Mal - darauf, welche Fortschritte im Kampf gegen die Lüge erzielt 
worden seien. Nachdem der von allen Startern am meisten suspekte 
italienische Jungstar Riccardo Ricco Mitte der Tour nach zwei 
"Feldfüllern" des Epo-Dopings überführt worden war, ließen sich die 
Veranstalter für ihr "effektives Kontrollsystem" feiern.
 Mehr noch: Es wurde den Fans suggeriert, Riccos Enttarnung sei der 
Beweis, dass dank verfeinerter Testmethoden inzwischen nahezu jeder 
Sünder aufgespürt werden könnte. Da macht es sich gut, wenn 
anschließend nur noch eine weitere positive Dopingprobe - von einem 
Mitläufer - bekannt wird. Aber so naiv, daraus auf die Läuterung des 
restlichen Feldes zu schließen, ist niemand mehr.
 Ob der Radsport wieder ein Grundvertrauen verdient, wie es sich 
Gerolsteiner-Chef Hans Michael Holczer wünscht, bleibt eine 
Glaubensfrage. Aber nach allem, was uns Männer wie Bjarne Riis, 
dessen Team mit dem Überraschungssieger Carlos Sastre an der Spitze 
die Tour dominierte, aufgetischt haben, glauben wir eher daran, dass 
sich Lügen lange auf den Beinen halten können - selbst auf kurzen.

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