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NRZ: Ostern ist viel mehr als nur Kommerz - Kommentar von NRZ-Chefredakteur Rüdiger Oppers

Essen (ots)

Freuen Sie sich schon aufs Hasenfest? Warum auch nicht. Niemand will Ihnen den Spass an den Festtagen verderben. Aber es sind eben mehr als "freie Tage". Selbst wer nicht gläubig ist, kann in dieser Zeit die Chance nutzen sich auf das Wesentliche zu besinnen. Religiöse Feiertage sollen uns auf Abstand zum Alltag bringen. Eine Schande ist wie wir mit dieser geschenkten Zeit umgehen: Nachdem schon Allerheiligen zum Grusel-Spektakel "Halloween" wurde und selbst das Christkind dem putzigen Geschenke-Packesel Santa Claus weichen musste, steht nun das höchste Fest der Christen an, um kommerzialisiert zu werden. Es bedurfte nicht erst der hirnlosen Reklame eines überaus großen Buchhändlers, der Ostern zum Hasenfest mutieren wollte. Unser Land ist seiner christlichen Wurzeln schon lange entfremdet. Stattdessen nötigt uns die Werbung zu Ostern Schokohasen in größeren Mengen einzukaufen, als wir sie vertilgen können - und es liegt in der perfiden Logik dieses Systems, dass die verschmähten Hasen eingeschmolzen, spätestens im November als Weihnachtsmänner reinkarnieren. Geheimnis des Kommerz: In deinen Kreisläufen werden Ikonen zur Karikatur. Traurig aber wahr: Wir leben in einer "Spaß-Gesellschaft". Sie kennt nur Genuss, keine Reue. Nur direkter Verbrauch und die Vorfreude auf die nächste Sensation dienen als Lebensmotivation. Indes erleben wir eine Schwächung des christlichen Glaubens. Wenn hierzulande überhaupt über Religion öffentlich gesprochen wird, dann vornehmlich über den Islam. Katholiken und Protestanten kommen nur noch gemäß ihrer Verfehlungen vor. Politik und Wissenschaft haben die Grenzen ihres Denkens eng gezogen: Menschliches Leben wird allein auf den Ablauf zwischen Geburt und Tod reduziert. Ostern hält dagegen: Schon vor zwei Jahrtausenden stand das Ereignis gegen den hoffnungslosen Zeitgeist. Gott ist Mensch geworden und damit liegt sein Reich nicht im Jenseits, sondern in uns selbst. Die Passion Jesu Christi schildert, dass Glaube nicht vor Leid bewahrt. Eine Erkenntnis, die bei den Religionsverkäufern der Moderne noch ankommen muss. Christ sein hat nichts mit Wellness zu tun, bedeutet auch nicht, auf spirituellen Pfaden für den Erfolg im Job zu trainieren. Nein, Jesus hat auf Golgatha nicht "Shaka!" gerufen, sondern "Gott, warum hast Du mich verlassen?" Deutlicher kann man den natürlichen Zweifel an Gott und das Verzweifeln an ihm nicht ausdrücken, als sein Sohn es selbst getan hat. Stellvertretend für die Menschheit hat er gelitten und musste sterben. Last und Leid, Scheitern und Vergehen sind Teil des Lebens, aber nicht das Ende. Diesen Sieg des Lebens über den Tod feiern wir jetzt zu Ostern und nicht das "Hasenfest".

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