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NRZ: Eine gute Nachricht im Anti-Terror-Krieg - Kommentar von Rüdiger Oppers
Essen (ots)
Osama bin Ladens Tod ist eine gute Nachricht, aber kein Grund zu feiern. Der Mann, der den "Heiligen Krieg" gegen den Westen - auch gegen unser Land - angezettelt hat, war ein gewissenloser Massenmörder und die mächtigste Symbolfigur des internationalen Terrorismus. Sein Schicksal hat er selbst herausgefordert. "Gerechtigkeit wurde geübt", sagte US-Präsident Barack Obama. Er hatte den Einsatz angeordnet; nicht nach der Devise "Tot oder lebendig", sondern gleich:"Tot". Das klingt in unseren Ohren sehr nach Rache, nach "Auge um Auge, Zahn um Zahn". Aber der Kampf gegen Terroristen, die bewusst Zivilisten zum Ziel ihrer blutigen Bombenanschläge machen, ist tatsächlich nur mit Entschlossenheit zu gewinnen. Obama hat diese unter Beweis gestellt, was ihm auch innenpolitisch Sympathien selbst bei Republikanern und "Tea-Party"-Anhängern eintragen wird. Nach unserem Rechtsverständnis wäre es wünschenswert gewesen, man hätte den meistgesuchten Verbrecher vor ein ordentliches Gericht stellen können, am besten in New York. Angesichts des Militäreinsatzes, der nötig war, um den Terrorchef zu stellen, wohl ein naiver Wunsch. So kann man den USA zu der erfolgreichen Kommandoaktion gegen den Gründer und Führer von El Kaida zwar gratulieren, aber die Jubelstimmung vieler Amerikaner bleibt uns doch fremd. Nur wer versteht, wie sehr Stolz und Selbstgewissheit der Weltmacht durch 9/11 verletzt wurden, kann nachvollziehen, dass der Tod bin Ladens für eine ganze Nation wie die Befreiung von einem Alptraum wirkt. Besonders die Hinterbliebenen der vielen tausend Opfer in New York, Washington, des Flugs 93 und der Anschläge in London, Madrid oder Marrakesch mögen wenigstens in ihrer persönlichen Geschichte Genugtuung erfahren. Doch dieser vielgepriesene Sieg ist trügerisch. El Kaida ist keine Armee, sondern eine Idee. Osama bin Laden ist nur eine Symbolfigur gewesen, und er wird es bleiben, nun als Märtyrer. Sein Terror-Netzwerk operiert weiter - ohnehin dezentral in kleinen, autonomen Gruppen, die allenfalls im globalen Datennetz verbunden sind. Unabhängig vom Schicksal ihres Führers ist ihr "Dschihad" aber längst verloren. Der vermeintlich "Heilige Krieg" wurde auch gegen den Islam geführt, der mit den Allmachts-Fantasien von El Kaida nichts gemein hat. Der schönste Sieg über den "Dschihad" ist nicht der Tod bin Ladens, sondern es sind die Revolutionen in Ägypten, Tunesien, auch in Libyen und Syrien, wo es den Menschen um Wohlstand und Freiheit, gewiss aber nicht um die Errichtung eines Gottesstaats geht. Mit den Anschlägen vom 11. September hat bin Laden die westliche Welt am stärksten verändert. Seitdem hat sich der "Krieg gegen Terror" in unseren Alttag geschlichen. Strenge Sicherheitsvorkehrungen sind uns zur Gewohnheit geworden. Daran wird sich nichts ändern. Es ist wahrscheinlich, dass Racheakte versucht werden, dass die Gefahr von Anschlägen sogar gewachsen ist. Dagegen helfen vor allem die Wachsamkeit der Bürger und die kühle, abwägende Vernunft der Politik.
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