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NRZ: Der Kampf gegen die Betrüger - ein Kommentar von ARTUR VOM STEIN
Essen (ots)
Die Wortwahl der Herren ist alles andere als zurückhaltend. Nach eigener Einschätzung hat die europäische Polizeibehörde Europol nicht weniger als den "größten Wettskandal der Fußballgeschichte" aufgedeckt. Und bei so viel Eigenlob wird mancher Fan reflexartig skeptisch und fragt, ob dies wieder einmal eine jener Geschichten ist, die mächtig beginnen und mickrig enden. Was vor allem damit zusammen hängen mag, dass der Fußball hierzulande sämtliche Wettskandale locker überlebt hat. War da mal was? Horst Canellas, die Geldkoffer und die Meineide der 70er Jahre? Robert Hoyzer, der Schiedsrichter, der vor ein paar Jahren ein paar Tausend Euro und einen Flachbildschirm ergaunerte? Oder der Bochumer Prozess, der 2009 mit der Ankündigung startete, der "größte europäische" aller Zeiten zu sein? Der Fußball hat längst seine Unschuld verloren. Zu viel ist passiert, und aus heutiger Sicht muss man staunen, dass die Betrugsfälle dem liebsten Kind der Deutschen rein gar nichts anhaben konnten. Nie war die Bundesliga so wertvoll wie heute. In der vergangenen Saison haben die 18 Klubs den achten Umsatzrekord (!) in Folge geschafft - erstmals wurde die Schallgrenze von zwei Milliarden Euro geknackt. Und diese Boom-Zeiten lehren unter anderem, dass verdammt viel kommen muss, um diese Liebe zu beeinträchtigen. Aber bislang ist eben kein Champions-League-Spiel der Güte Bayern gegen Arsenal oder ein WM-Qualifikationsspiel der Kategorie Italien kontra Frankreich nachgewiesen verschoben worden. Im Fokus der Paten liegen die Nebenplätze dieser Welt; jene Spiele abseits der vielen Kameras, weil sich hier weitaus gefahrloser operieren lässt. Und gerade deshalb liegt die Vermutung nahe, dass auch der aktuelle Fall kein Erdbeben auslösen wird: Eben weil keine qualitativen Fakten geboten werden, und weil die Zahlen obendrein, so gewaltig sie auch sind, bereits abgeschlossene Fälle beinhalten sollen. Wer darauf hinweist, sollte relativieren, statt zu bagatellisieren. Dass der Kampf gegen Betrüger ernst zu nehmen ist, dass er nicht nur Sache der staatlichen Strafverfolger, sondern auch die der Vereine, Spieler und Verbände sein muss, und zwar deutlich konsequenter als bisher, versteht sich von selbst und bedarf keiner besonderen Betonung.
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