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NRZ: Weiter am Verhandlungstisch - ein Kommentar von CHRISTIAN PETERS

Essen (ots)

Letztlich kam es so, wie es kommen musste - oder besser gesagt: für die Kanzlerin kommen sollte. Eine unmissverständlich klare Mehrheit des Bundestages will Athen weiter unterstützen, also auf in die nächste Griechenland-Runde. Deutschland, der mit Abstand größte Beitragszahler in der Europäischen Union, sitzt wieder mit am Verhandlungstisch. Dass über 60 Abgeordnete aus der Unionsfraktion gegen weitere Zuwendungen an die Griechen gestimmt haben, zeigt die ganze Zerrissenheit in der politischen Auseinandersetzung, schwächt die Führungsposition von Angela Merkel zurzeit aber nur unwesentlich.

Wenn dann in Brüssel möglicherweise in naher Zukunft das dritte Hilfspaket für die klammen Hellenen geschnürt wird - Experten sprechen von mindestens 86 Milliarden Euro - wird es natürlich erneut entscheidend auf die Bundeskanzlerin und ihren Finanzminister ankommen. Dies sollte allen internen Merkel-Kritikern und auch denjenigen, die verstört auf das manchmal ruppige und kalt wirkende Auftreten Wolfgang Schäubles reagieren, klar sein. Der badische Ökonom wird zumindest öffentlich der Gefolgsmann der Regierungschefin bleiben, auch wenn sie in der Griechenland-Frage längst nicht immer einer Meinung sind. Merkel, getragen vom europäischen Gedanken, zeigte in den vergangenen Monaten mehr Verständnis für die beinahe aussichtslose Situation Athens, während Schäuble (genervt von der teilweise chaotischen Verhandlungstaktik der Regierung Tsipras) sich zuletzt vorwiegend als Wahrer der deutschen Steuerzahler gerierte. Was ihm im Übrigen überragende Zustimmungswerte im eigenen Land und in seiner Partei bescherte.

Wie auch immer, die Bundesregierung ist weiter bereit, dem Land im Süden zu helfen. Wichtiger: den Menschen in Griechenland zu helfen, die unverschuldet in diese auch humanitär so angespannte Lage geraten sind. Was unter Partnern in einer Wertegemeinschaft ja wohl auch so sein sollte. Doch Vorsicht, geschafft ist noch gar nichts. Der Ball liegt jetzt wieder auf griechischer Seite. Alexis Tsipras - oder wer auch immer künftig die Verhandlungen mit Geldgebern und EU führen wird - muss harte Reformbedingungen erfüllen, wenn das Land wirtschaftlich wieder auf die Beine kommen soll. Das wird weh tun, vielleicht auch viel später als erhofft gelingen. Und ist doch alternativlos, wenn die großartige Idee eines gemeinsamen Europas weiter bestehen bleiben soll.

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