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NRZ: Schützenhilfe für das Terrorkalifat - ein Kommentar von JAN JESSEN
Essen (ots)
Der seit Jahren schwelende saudisch-iranische Konflikt um die regionale Vormachtstellung im Nahen und Mittleren Osten eskaliert in einem atemberaubenden Tempo. Eine Friedenslösung für Syrien, wo beide Länder einen Stellvertreter-Krieg führen, scheint angesichts der aktuellen Ereignisse ausgeschlossen. Dabei war gerade erst Hoffnung aufgekeimt, als sich Riad und Teheran Ende Oktober in Wien nach diplomatischen Bemühungen des Westens auf einen politischen Prozess zur Lösung des Konflikts verständigt hatten. Das ist jetzt hinfällig. Eine Katastrophe für die Menschen in dem geschundenen Bürgerkriegsland; aber auch für den Kampf gegen den sogenannten "Islamischen Staat", der ohne einen Ausgleich zwischen den anderen Bürgerkriegsparteien in Syrien nicht effektiv geführt werden kann. Saudi-Arabien hatte schon mit der Gründung einer rein sunnitischen muslimischen Allianz gegen das Terrorkalifat gezeigt, wie wenig es von einer so dringend benötigten gemeinsamen Front gegen den IS hält. Mit der Hinrichtung des schiitischen Geistlichen al-Nimr hat Riad die Tür nun endgültig zugeschlagen. Saudi-Arabien hat dem in so vielerlei Hinsicht wesensgleichen "Islamischen Staat" einen großen Gefallen getan. Der Jubel über die Schützenhilfe aus Riad wird in den Reihen der Dschihadisten groß gewesen sein, die derzeit im Irak und Syrien durch säkular-arabische, kurdische und schiitische Truppen immer mehr in Bedrängnis geraten. Ein Grund mehr, dass der Westen endlich seine unerträgliche und heuchlerische Nachsicht gegenüber dem saudischen Regime beendet.
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