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"nd.DerTag": Panik ist kein guter Ratgeber - Kommentar zum Streit über Erdgaslieferungen aus Russland

Berlin (ots)

Liebe Leser, Sie müssen sich keine Sorgen machen, dass am Tag des Erscheinens dieser Ausgabe Ihre mit Gas betriebene Heizung kalt bleibt. Bei manchen Reaktionen zum westlich-russischen Streit um Lieferungen des fossilen Brennstoffs schimmern solche Szenarien durch - doch sie haben wenig mit der Realität zu tun. Es gibt Reserven und zudem andere potenzielle Lieferanten. Dass Wladimir Putin sofort und dauerhaft den Gashahn zudrehen kann, ist vielleicht etwas für schlechte Politkarikaturen. Dies geht aber technisch praktisch nicht, zumal Gas nicht einfach in andere Pipelines umgeleitet werden kann. Die Abhängigkeiten sind beiderseits zu groß für Extreme.

Doch die letzten Wochen haben auch gezeigt, dass schlimme Überraschungen nicht auszuschließen sind. Daher ist es richtig, jetzt Notfallpläne zu starten für den Fall, dass Gas aus Russland in geringeren Mengen oder weniger stabil ankommt. Dies darf aber nicht nur auf nationaler, sondern muss auch auf EU-Ebene geschehen.

Kurzfristig werden keine größeren Versorgungsprobleme entstehen, und auch mittelfristig sollte das - wenn fiskal-, wirtschafts- und energiepolitisch gegengesteuert wird - nicht der Fall sein. Dafür braucht es aber kluge Antworten. Die Gefahr besteht darin, dass wegen Panikmache und unrealistischer Modellierungen mit drohender Massenarbeitslosigkeit jeder Blödsinn diskutiert wird, selbst längere AKW-Laufzeiten. Wir dürfen nicht aus dem Blick verlieren, dass wir in einer klimapolitischen Energiewende stecken - die sollte gerade jetzt beschleunigt werden. Vorschläge für ein Wärmepumpenprogramm oder zum zügigen Energiesparen liegen auf dem Tisch.

Derzeit rächt sich, dass die Politik über die Jahre sträflich vernachlässigt hat, dass wir auch die Abhängigkeit von Erdgas massiv reduzieren müssen. Übrigens egal, woher es kommt.

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