Neues Deutschland: Schröders Signal zum Rückzug
Berlin (ots)
Zum Abschluss eines verbissenen Wahlkampfs fand Gerhard Schröder zum Humor zurück: Es gehe nicht um seinen Anspruch, ließ er gestern wissen, »und schon gar nicht um meine Person«. Der war wirklich gut. War er nicht wie Rumpelstilzchen durch Fernsehstudios und über Wahlkampfbühnen gesprungen, hatte den Wahlsieg simuliert und behauptet, nur er könne Kanzler sein?
Jetzt kam das erwartete Signal zum Rückzug. Nach den üblichen Wichtigtuereien am Dresdner Wahlabend zog Pragmatismus ein. Die SPD will in der Regierung bleiben, man wird sich wohl relativ schnell mit der Union auf ein Programm einigen. Mag sein, dass man moralischen Druck ausübt und nach Schröders Rückzieher auch den von Merkel verlangt. An der Politik einer großen Koalition würde das kaum etwas ändern. Es wäre nur der kleinliche Triumph der Sozialdemokratie, die erste Kanzlerin verhindert zu haben. Angezettelt hatte Schröder die vorgezogene Wahl, weil er der Hängepartie zwischen Bundestag und Bundesrat überdrüssig war. Wahrscheinlich bekommen wir Schwarz-Rot in der Regierung zur schwarz dominierten Länderkammer. Der Bundesrat wird nicht mehr blockieren, sondern abnicken - vor allem den Fortgang der unsozialen Agenda 2010. Nicht mehr in Rot-Grün, sondern in Schwarz-Rot. Und Schröder darf zuschauen.
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