Biodiversität in europäischen Flüssen: Ausbreitungsfähigkeit beeinflusst Erholung der Artenvielfalt
Biodiversität in europäischen Flüssen
Ausbreitungsfähigkeit beeinflusst Erholung der Artenvielfalt
Schadstoffe aus Industrie, Haushalten und Landwirtschaft setzen unseren Flüssen zu. Obwohl zahlreiche Renaturierungsmaßnahmen in der Vergangenheit die Wasserqualität verbessert und eine teilweise Erholung der Artenvielfalt ermöglicht haben, ist dieser positive Trend ins Stocken geraten. Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von Prof. Dr. Peter Haase (Senckenberg/Universität Duisburg-Essen) identifiziert in einer aktuellen Studie die Ausbreitungsfähigkeit der Arten als wichtigen Faktor für die Wiederbesiedlung renaturierter Flüsse. Die Ergebnisse wurden kürzlich im Fachjournal Global Change Biology veröffentlicht.
Bereits 2023 wies das Team um Prof. Dr. Peter Haase in einer vielbeachteten Nature-Publikation darauf hin, dass die Rückkehr der Artenvielfalt trotz verbesserter Gewässerqualität seit 2010 stagniert. Nun liefern die Forschenden eine Erklärung: „Die Ausbreitungsfähigkeit ist ein wichtiger Schlüssel“, so Haase. „Sie bestimmt, ob eine Art neue oder renaturierte Lebensräume besiedeln kann – sei es durch aktive Bewegung wie Schwimmen oder Fliegen oder durch passive Verbreitung, etwa über die Strömung. Diese Fähigkeit beeinflusst maßgeblich die genetische Durchmischung und die Widerstandsfähigkeit gegenüber Umweltveränderungen.“
Für die Studie wertete das Forschungsteam Daten aus 1327 Zeitreihen von 1968 bis 2021 aus, die 23 europäische Länder umfassen. Die Analyse zeigt: In sich erholenden Flüssen nahm die Artenvielfalt zu, insbesondere bei Arten mit hoher Ausbreitungsfähigkeit – darunter schwimmende und driftende Tiere sowie Insekten mit großen Flügeln wie Schwimmkäfer und Köcherfliegen. In sich verschlechterten Gewässern hingegen schrumpfte die Artenzahl, und der Anteil gut ausbreitungsfähiger Arten sank.
Allerdings variierte dieser Trend lokal und nicht überall führte eine bessere Wasserqualität zu einer Rückkehr stark mobiler Arten. „Damit Renaturierungen erfolgreicher werden, sollten Schutzmaßnahmen die Landschaftsvernetzung stärken, um Lebensräume besser zu verbinden. Dies gilt insbesondere für die Anbindung artenreicher „Quell-“ Populationen, die eine wichtige Rolle für eine erfolgreiche Wiederbesiedlung spielen. Angesichts des Klimawandels sind zudem flexible Strategien nötig, um sich an die veränderten Umweltbedingungen anzupassen, die Widerstandsfähigkeit der Ökosysteme zu verbessern und die langfristige Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen zu gewährleisten“, sagt Dr. Carlos Cano-Barbacil, Erstautor der Studie und Postdoc in Haases Arbeitsgruppe.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Peter Haase, Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt/ Universität Duisburg-Essen, Leitung der Abteilung Fluss- und Auenökologie, peter.haase@senckenberg.de
Redaktion: Juliana Fischer, Tel. 0203/379-1488, juliana.fischer@uni-due.de
Universität Duisburg-Essen
Stabsstelle des Rektorats Hochschulmanagement und Kommunikation Ressort Presse Forsthausweg 2 ● 47057 Duisburg Ressortleitung, Pressesprecherin: Astrid Bergmeister 0203/ 37 9-2430 ● astrid.bergmeister@uni-due.de