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Mittelbayerische Zeitung: Kommentar Libyen

Regensburg (ots)

Libyens Diktator Gaddafi hat zwei wichtige Verbündete: Die Zeit, die von Tag zu Tag mehr für sein zynisches Kalkül spielt und die Weltgemeinschaft, die seine Gegner im Stich lässt. Der Tyrann gewinnt wieder die Oberhand, während sich die freie Welt vor den Hilferufen der militärisch völlig unterlegenen Aufständischen bislang taub stellt. Es ist zwar richtig, dass sich der Westen nicht vorschnell in ein Militärabenteuer stürzt, denn eine Flugverbotszone wäre der erste Schritt hinein in einen Krieg. Und es ist längst nicht sicher, dass Gaddafis Gegnern damit wirklich geholfen wäre. Doch UNO und Nato müssen schnell eine Lösung für das geschundene Land finden, sonst kann sich Gaddafi die Hände reiben. Seine Rechnung lautet: Die Rebellen werden niedergemetzelt, er sitzt nach wie vor auf dem Thron und der Westen wird ihn dann in Ruhe lassen - Hauptsache, das Öl sprudelt. Das aber darf die freie Welt nicht zulassen, sonst ist ihre Glaubwürdigkeit weg. Ein Ausweg aus dem Dilemma wäre es, die arabischen Staaten bei der Durchsetzung eines Flugverbots in die Pflicht zu nehmen. Soldaten aus den Nachbarländern Libyens würden einem Militäreinsatz nicht nur in der islamischen Welt einen Anstrich von Legitimität geben, sondern auch die Zustimmung im Westen erhöhen. Gaddafi darf nicht die Marschroute vorgeben, um dann zu triumphieren. Würde er sein Regime festigen, stünden die USA und Europa als Verräter der arabischen Freiheitsträume da. In Libyen bliebe eine desillusionierte Jugend zurück, die sich nur noch schwer für demokratische Ideale begeistern dürfte, dafür umso leichter für Hassprediger.

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