Mittelbayerische Zeitung: Zur Arbeitsmarktsituation: Andere Ausblicke
Regensburg (ots)
Parallelen zum Blick aus dem Fenster hat Deutschlands oberster Jobvermittler Frank-Jürgen Weise beim Studium der aktuellen Monatsstatistik entdeckt. Ein sympathisches Bild, denn tatsächlich scheint am deutschen Arbeitsmarkt nach wie vor eitel Sonnenschein zu herrschen. Einen Anflug von Herbstdepression dagegen bekommt, wer nur ein wenig nach vorne schaut. Trotz boomender Konjunktur und sprudelnder Einnahmen wurden die entscheidenden Weichen noch immer nicht gestellt: Der Fachkräftemangel spitzt sich weiter zu, die Familienförderung ist unzureichend, das Werben um kluge Köpfe aus dem Ausland steckt in den Kinderschuhen und in Sachen Schulbildung könne man glauben, dass im konjunkturellen Hochsommer auch neue Kinder herangewachsen sind, so überschaubar ist die Pflege der Ressource Geist. Um nur eine Zahl zu nennen: Noch immer tauchen in Weises Statistik rund 1,5 Millionen junge Leute ohne Schul- oder Berufsabschluss auf. Darin nicht enthalten sind die, deren Start ins Erwerbsleben gleich mit einer prekären Arbeitsstelle, oder mit Leih- oder Zeitarbeit beginnt. In deren mangelnder Perspektive schlummert die Gefahr, die weit schwerer wiegt, als der Blick auf den nahenden Konjunktur-Herbst. Dann nämlich könnte sich diese Masse bemerkbar machen, mit Konsequenzen, wie sie schon heute in manchen Metropolen Europas sichtbar sind. Der Blick aus dem Fenster wird dann vielleicht nicht nur für Frank-Jürgen Weise wesentlich unerfreulicher.
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