Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zum Storch: "Von Meister Adebar lernen"
Regensburg (ots)
Neben seinen Aufgaben als Glücksbringer, Babylieferant, Osterhasenstellvertreter (in Thüringen) und Objekt von Kunst und Literatur hat der Weißstorch über Jahrhunderte die bei den Menschen besonders beliebte Rolle des Frühlingsbotschafters gespielt. Wenn die Schnäbel in den Horsten auf den Dachfirsten klapperten, dann war das Schlimmste überstanden. Jetzt sieht es so aus, als komme der Storch dafür langsam nicht mehr in Frage. Denn neben vielen anderen Artgenossen schult auch Meister Adebar allmählich vom Zug- zum Standvogel um. Natürlich hat er recht. Warum soll er eigentlich alljährlich zu einem mühsamen Interkontinentalflug aufbrechen, um erschöpft in seinem Winterquartier einzutrudeln - wo sich vielleicht schon Tausende von Artgenossen um die Futterplätze drängeln? Weswegen soll er bis zu 10 000 Kilometer von seinem geliebten Heimatrevier entfernt sein Glück suchen, wenn er es sich zuhause gemütlich machen kann? Mancher Winterurlauber, der nach langem Flug übermüdet für fünf Tage in sein überfülltes und teueres Hotel eincheckt, mag sich überlegen, es dem Storch gleichzutun und im nächsten Jahr lieber daheimzubleiben - in der Gewissheit, nicht nur viel Geld, sondern auch viele Kilo Klimakillergas gespart zu haben. Und der Storch hätte mit seinem instinktiven Verhalten seiner Rolle als Glückssymbol für den Menschen eine Nuance hinzugefügt. Autor: Reinhold Willfurth
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