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Mittelbayerische Zeitung: Mittelbayerische Zeitung (Regensburg) zu "Korea-Konflikt"

Regensburg (ots)

Warnung und Rückversicherung

von Thomas Spang

Kim Jong Un braucht keine Interkontinental-Raketen oder Atomwaffen, um die koreanische Halbinsel in ein "Meer aus Feuer" zu verwandeln. Dafür reichen die 13 000 konventionellen Artillerie-Geschütze, die sich zum großen Teil auf den Großraum Seoul mit seinen 24 Millionen Einwohnern richten. In einer Analyse der militärischen Kapazitäten Pjöngjangs aus dem vergangenen Jahr hebt der Kommandeur der US- und UN-Streitkräfte in Südkorea, General James Thurman, zudem die große Zahl an gut trainierten Spezialstreitkräften hervor. Während die Mehrzahl der rund 1,1 Millionen Soldaten der "Korean People Army" (KPA) schlecht ausgerüstet und zum Teil unterernährt seien, sei der Ausbildungsstand der 60 000 Kämpfer der Spezialstreitkräfte beachtlich. Eine Invasion des Nordens wie in den 50er Jahren scheint dennoch so gut wie ausgeschlossen. Weder die Artillerie noch die Spezialstreitkräfte können Gelände-Gewinne dauerhaft sichern. Die massive Luftüberlegenheit der Amerikaner würde die KPA-Einheiten mit einem Flächenbombardement dezimieren. Sollte Pjöngjang das Undenkbare tun und eine Massenvernichtungswaffe einsetzen, wäre dies selbstmörderisch. Die mit Nuklearwaffen ausgerüstete U-Boot-Flotte der USA könnte die nordkoreanische Hauptstadt innerhalb von Minuten in Schutt und Asche verwandeln. Die Verlegung militärischer Kapazitäten der USA in die Krisenregion zielt darauf ab, das Regime an die militärische Stärke der Amerikaner zu erinnern. Die Tarnkappen-Jet vom Typ F-22, die B2- und B-52-Bomber, die Zerstörer USS McCain und USS Decatur sowie die schwimmende Radarstation SBX-1 senden eine Botschaft an die mit einem Beistandspakt verbündeten Südkoreaner - die Nerven zu behalten. Der Sprecher des Weißen Hauses, Jay Carney, spielte die Bedrohung aus dem Norden ebenso herunter wie seine Kollegen im Pentagon und State Department. Die Botschaft der US-Regierung lautet unisono, es werde nicht so heiß gegessen wie gekocht. Es gebe keine Hinweise, die auf tatsächliche Truppenbewegungen des Nordens hindeuteten. So sehen es auch Experten außerhalb der Regierung. Der ehemalige "Joint Chiefs of Staff" General Richard Myers wertet das Gebären Nordkoreas als "Rhetorik", die durch nichts gedeckt wird. Ein Angriff sei möglich, aber unwahrscheinlich und lasse den USA genügend Optionen. In diese Kategorie passt auch die Ankündigung Nordkoreas, den im Rahmen eines Abrüstungsvertrags von 2007 stillgelegten Reaktor von Yongbyon wieder in Betrieb zu nehmen. Es wird Monate dauern, ehe das Plutonium-Kraftwerk wieder seine Produktion aufnehmen könnte. Letztlich sind die Amerikaner mehr über die Fähigkeit des Nordens besorgt, eine Atombombe mit angereichertem Uran zu bauen, von dem es reichlich auf der Halbinsel gibt. Die größte Gefahr besteht darin, dass sich die Situation über Scharmützel hochschaukeln könnte. Beide Koreas haben neue Führer, die wenig Erfahrung haben. Zudem gab es doch noch nie eine vergleichbare Situation, in der ein nuklear bewaffneter Staat seine Nachbarn oder die USA so explizit bedroht hätten. Es gibt also jeden Grund, wachsam zu bleiben, ohne dabei den kühlen Kopf zu verlieren.

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