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Mittelbayerische Zeitung: Kommentar von Thomas J. Spang zum Manning-Prozess

Regensburg (ots)

Bradley Manning und Edward Snowden haben vordergründig ein paar Gemeinsamkeiten. Beide blicken auf eine schwierige Jugend zurück und wollten einmal Soldaten werden. Desillusioniert entschlossen sie sich, Staatsgeheimnisse an die große Glocke zu hängen. Manning erwartet sein Urteil in dem Militärprozess. Snowden müsste bei einer Rückkehr in die USA seinerseits damit rechnen, vor den Kadi gezerrt zu werden. Soweit die Gemeinsamkeiten. Ansonsten könnten die Männer nicht verschiedener sein. Der Wikileaks-Lieferant wollte zeigen, dass die US-Regierung dem Volk keine Geheimnisse vorenthalten kann. Snowden ging es darum, den Bürgern zu helfen, private Geheimnisse vor der Regierung zu schützen. Das Problem bei Manning besteht darin, dass er unmöglich wissen konnte, was in den 700 000 Dokumenten stand, die er weitergab. Seine Annahme, Regierungen dürften keine Geheimnisse haben, ist rundherum falsch. Hätte er sich auf ausgewählte Informationen beschränkt, stünde es anders um ihn. Manning jedoch wegen "Feindeshilfe" zu verurteilen, ist kehrseitig eine Überreaktion des Staates. Auf dem Spiel steht die Zukunft des investigativen Journalismus. Es bleibt zu hoffen, dass die Militärrichterin das nötige Augenmaß hat, das der Regierung fehlt. Und auch bei Snowden vermissen lässt. Der "Whistleblower" hat bewusst gegen Gesetze verstoßen, um aufzudecken, wie die Geheimdienste systematisch Verfassungsgarantien untergraben. Snowden hat niemanden verraten, sondern den Verrat an den Bürgern aufgedeckt.

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