Mittelbayerische Zeitung: Mittelbayerische Zeitung (Regensburg) zu Mordprozess gegen Witwe
Regensburg (ots)
von Katrin Wolf, MZ
Ein klassischer Fall von "in dubio pro reo - im Zweifel für den Angeklagten" - mit dieser Begründung hatte die Verteidigung Freispruch beantragt. Die Richter allerdings sahen keinen begründeten Zweifel und verurteilten die Lehrerin aus Pfreimd zu lebenslanger Haft. Dem Urteil war ein langer und zäher Indizienprozess vorausgegangen. Die Arbeit der Spurensicherer und der Gutachter, die das Blutspritzerbild analysierten, bezeichnete der Nebenklagevertreter als "kriminalistische Hochmeisterleistung". Die Strategie der Verteidigung, die Genauigkeit der Polizeiarbeit in Zweifel zu ziehen, ist nicht aufgegangen. Trotzdem bleiben berechtigte Fragen, ob die Sanitäter, Polizisten und Bestatter, die als erste am Tatort waren, nicht doch aus Versehen Spuren zerstört haben. In der Tat kann fast jedes Indiz angezweifelt werden - das heißt, es könnte alles auch ganz anders gelaufen sein. An einen großen Unbekannten als Täter glaubten die Richter am Ende jedoch nicht. Sie betrachteten die Indizien als Gesamtbild. Eine Verurteilung ohne unmittelbare Tatzeugen oder Geständnis bleibt trotzdem immer schwierig. Auch wenn die Entscheidung des Gerichts nachvollziehbar ist und schlüssig scheint - einen hunderprozentigen Beweis gibt es nicht. Am Ende weiß nur die Angeklagte, was genau in der besagten Nacht in Pfreimd geschehen ist.
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