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Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel zum 99. Katholikentag: Katholisches Kraftfeld von Manfred Sauerer

Regensburg (ots)

Die Laien und die Kirche wollen in Regensburg gemeinsam Brücken bauen. Nutzen sie die Chance?

Trotz Papstbesuch und Bischofsweihen: So deutlich wie am heute beginnenden Katholikentag werden die Menschen in Regensburg noch nicht Zeugnis abgelegt haben für ihren Glauben; das heißt, einige Tausend werden sich öffentlich und wirklich wahrnehmbar als Christen zu erkennen geben. Das wird die eine oder den anderen mitreißen, man wird Mut fassen, sich bekennen und geborgen fühlen im Meer jener, die Angeboten und Themen dieser Großveranstaltung folgen. Dabei entsteht eine Atmosphäre der Kraft; eine Kraft, die Kirche und Kirchenvolk gleichermaßen brauchen, gerade in Deutschland. Insofern dürfen wir auf einen Langzeiteffekt hoffen, der Gesellschaft und Kirche näher zusammenbringt. Wie sagte doch der Münsteraner Bischof Felix Glenn jüngst: "Wir haben auch einen gesellschaftlichen Auftrag." Worauf der Oberhirte aus Westfalen anspielt, liegt auf der Hand. Gerade im direkten Umgang mit den Menschen vor Ort braucht es neue Klarheiten. Die von Papst Franziskus initiierte Umfrage in den Diözesen in puncto Sexualmoral der Kirche oder der Umgang mit geschiedenen Wiederverheirateten hat ja eine große Unzufriedenheit der sogenannten Basis an den Tag gebracht. Die Seelsorger in den Pfarreien würden da gern in sicherer Übereinstimmung mit kirchlichen Grundsätzen agieren statt sich pragmatische Hilfsargumentationen zurechtzulegen. Man hofft auf die Bischofssynode im Oktober in Rom. Geht vom Regensburger Katholikentag ein Impuls auch in diese Richtung aus, ist das Motto "Mit Christus Brücken bauen" schon einmal erfüllt worden. Das Brückenbauer-Motto für die vier Tage in Regensburg ist schon in Ordnung, zumal die Brücke als verbindendes Element ein positives Symbol ist. Dennoch ist es eine gleichwertige Aufgabe, das unwegsame, ja zum Teil gar unüberwindlich erscheinende Terrain zwischen den Brückenköpfen halbwegs begehbar zu machen. Regensburgs Bischof Rudolf Voderholzer etwa weist auf die Probleme hin, die junge Leute mit der Diskrepanz zwischen dem wissenschaftlich erklärten Weltenursprung und dem Glauben an den Schöpfergott haben. Kirchenvertreter wollen da mit vielen Podien auf dem Katholikentag Hilfe anbieten. Ein guter Ansatz, der den Respekt vor Andersdenkenden den Vorzug gibt gegenüber dem Kampf um die Deutungshoheit. Auch die Ökumene ist so ein Thema. Kommen wir ein Stück voran im Bemühen, sich über das Gemeinsame zu freuen statt das Trennende zu beklagen? Immer wieder wird betont, man habe es hier mit einer Veranstaltung des Zentralkomitees der Katholiken in Deutschland, also einer Laienorganisation zu tun. Das Bistum Regensburg fungiere "nur" als Gastgeber. Diese pedantische Unterscheidung ist fahrlässig, denn nur in gemeinsamer Verantwortung können die Brücken gebaut oder eben unwegsames Gelände begehbar gemacht werden. Mit der Entscheidung von Papst Franziskus zu Franz-Peter Tebartz-van Elst ist das Thema Limburg in Deutschland noch nicht hinreichend aufgearbeitet, ebenso fehlt die endgültige Antwort auf die Frage, welche Konsequenzen die Missbrauchskrise hat. Die Chance ist da. So viele Menschen, so viele Gläubige wie jetzt in Regensburg sind selten erreichbar. Wenn sich Laien und Kirche derart intensiv treffen wie in diesen Tagen, geht der Blick auch wieder zurück ins Jahr 2005, als Voderholzers Vorgänger Gerhard Ludwig Müller mit der sogenannten Laienreform die Rechte und die Wirkmöglichkeiten vieler engagierter Christen im Bistum Regensburg beschnitt. Voderholzer sieht derzeit keine Notwendigkeit, den Schritt Müllers zurückzunehmen. Warum eigentlich? Der Katholikentag wäre eine gute Möglichkeit, mit den Laien darüber zu sprechen.

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