Mittelbayerische Zeitung: Kommentar von Thomas Spang zum Abschuss von MH17
Regensburg (ots)
Die USA haben die Europäer lange davor gewarnt, den Konflikt in der Ukraine als regionales Scharmützel herunterzuspielen. Der Abschuss der malaysischen Passagiermaschine mit 298 Zivilisten an Bord macht die globale Dimension nun auf tragische Art deutlich. Angesichts dieser Katastrophe zur Tagesordnung überzugehen wäre nicht nur töricht sondern auch brandgefährlich. Präsident Obama sorgt für die notwendige Klarheit, wenn er das Doppelspiel Wladimir Putins entlarvt. Während dieser vor den Kameras salbungsvolle Worte spricht, rüstet Moskau hinter den Kulissen die pro-russischen Separatisten im Osten der Ukraine mit Waffen, Geld und Söldnern aus. Nach US-Informationen gehörten dazu auch die SA-11 Boden-Luftraketen, die Russland frei Haus an die Rebellen geliefert haben soll. Bereits vor Abschluss der internationalen Ermittlungen steht fest, dass Putin für das Chaos im Osten der Ukraine sorgte das den Abschuss eines voll besetzten Langstreckenfliegers überhaupt erst möglich machte. An ihm allein liegt es, die "Aufständischen" an die Leine zu legen. Er kann und muss die Gewalt beenden. Alles andere ist Propaganda. Genauer gesagt völkische Propaganda. Putin begründet seine Einmischung mit der angeblichen Pflicht Moskaus, alle Russen zu schützen. Mit dieser zynischen Ausrede könnten die Briten überall auf der Welt intervenieren. Und erst einmal die Chinesen. So absurd wie sie ist, so ernst muss die nationalistische Kreml-PR genommen werden. Die Krim-Halbinsel war Putins Testfall, die Ukraine sollte die Fortsetzung werden. Moldawien und die baltischen Staaten haben allen Grund, besorgt zu sein. Amerikaner und Europäer müssen dem gemeinsam einen Riegel vorschieben. Obama ist bereit dazu. Bereits vor dem Abschuss der "Malaysia Airline" bewies der Präsident Führungsstärke als er neue schmerzhafte Sanktionen gegen Russland verhängte. Die USA haben Dank der Dominanz ihres Finanzplatzes die Werkzeuge, Moskau einen hohen Preis zahlen zu lassen, falls es seinen völkisch-nationalistischen Kurs fortsetzt. Politisch brauchen sie die Rückendeckung der Europäer. Natürlich fällt es den USA leichter, Sanktionen zu verhängen, weil Putin den Amerikanern nicht mit einem kalten Winter drohen kann. Der Schulterschluss sollte dennoch nicht allzu schwer fallen. Die Familien der Opfer zögen gerne einen Pullover mehr an, wenn sie dadurch ihre Lieben zurückbekämen. Deren Tod in zehntausend Meter Höhe über der Ukraine zeigt, dass die Beschwichtigung eines Aggressors keine wirkliche Alternative ist.
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