Mittelbayerische Zeitung: Einfach nur ungerecht
Kommentar zur Leichtathletik-WM
Regensburg (ots)
Wie schnell muss ein Deutscher für internationale Meisterschaften laufen? Auf jeden Fall schneller als ein Läufer anderswo. So schnell, dass die scheinbar allzu laxen Vorgaben des Weltverbandes IAAF verschärft werden müssen. Deutschland will ja keine Mitläufer schicken, nur Siegkandidaten. Dem Vernehmen nach ist es ein superschlaues Programm, das den Wert für den errechnet, der nach New York, Rio oder Tokio will. Oder sonst wohin. Und wenn's auf 5000 Meter nur ein Sekündchen Unterschied ist, aber die deutsche Forderung ist eine andere. Mia san mia, äh, wir sind wir! Vielleicht spuckt das Ding irgendwann Weltrekord aus, um mitmachen zu dürfen. Dann hätte man Gold, Gold, Gold - und alle wären glücklich! Es darf sich sehr wohl in den Sarkasmus flüchten, wer sich mit Nominierungspraktiken beschäftigt. Übrigens beileibe und leider nicht nur in der Leichtathletik. Aber bei einem Florian Orth tut es besonders weh. Einen solchen, stets vorbildlichen Sportler wegen 55 Hundertstel auf einer Strecke wie der seinen zuhause zu lassen, ist einfach nur eines - ungerecht. Dass Otto Normalzuschauer nicht weiß, dass Äpfel und Birnen, ja Äpfel und Kiwis nahest verwandte Früchte sind im Vergleich zu den leichtathletischen Disziplinen, ist ja okay. Dass die Nominierungsspezialisten aber Weitsprung wie 1500 Meter handhaben, ist eine verrückte Sache. Sechs kleine Läuferchen fliegen jetzt nach Peking, drei über die 800, je einer über 5000 und 10 000 Meter und dazu eine Hindernisläuferin. Die 1500 Meter bleiben unbesetzt: Jene Laufstrecke, auf der am ehesten alles passieren kann. Eine deutsche Überraschung wird es nicht geben. Aber auch keine Blamage. Das ist ja die Hauptsache.
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