Mittelbayerische Zeitung: In der Orchideen-Falle
Kommentar zum Judosport
Regensburg (ots)
Die Beliebtheitsskala des deutschen Sports liest sich so: Ganz oben steht Fußball, Fußball, Fußball. Dann kommt lange nichts. Dann kommt Fußball. Und dahinter kommt - bis auf Ausnahmen wie Formel 1 und Biathlon - der große Rest, der sich mühsam von dem ernährt, was vom Tisch von König Fußball abfällt. Und das ist immer weniger. Die Randsportarten, oft als Orchideensportarten belächelt, stecken angesichts dieser Monokultur in der Falle. Für sie geht die Gleichung Aufmerksamkeit ist gleich Popularität ist gleich Vermarktungschancen kaum noch auf. Der drohende Rückzug der Judo-Rekordmeisters und Vorzeigevereins TSV Abensberg skizziert dieses Dilemma perfekt. Der Abensberger Weg war nie unumstritten. Der temporäre Rückzug aus Rücksicht auf die Olympia-Ambitionen seiner Spitzenathleten rief Kritiker auf den Plan. Doch der Weg war konsequent, ihn einzuschlagen, erforderte Mut. Sollte er nun tatsächlich in einer Sackgasse enden, wäre dies tragisch. Und es wäre für die Region Ostbayern, die nun wahrlich nicht mit Top-Vereinen und sportlichen Spitzenleistungen gesegnet ist, ein Schlag ins Kontor. Um ein schiefes Bild zu bemühen: Klubs wie Abensberg wachsen hier leider nicht auf den Bäumen.
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