Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zur WM in Katar: Endlich einen Gang zurück, von Jürgen Scharf
Regensburg (ots)
Immer mehr und immer größer! Seit Jahrzehnten wurde bei Olympia und Fußball-Weltmeisterschaft nach dieser Maxime gehandelt. Bürgerproteste gegen die ausufernden Kosten wurden registriert - reagiert wurde darauf nicht. Jetzt gibt es endlich einen Lichtblick: Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar soll nun alles etwas kleiner werden. Der Fußball-Weltverband hatte für die Endrunde in sechs Jahren ursprünglich gefordert, dass - man höre und staune - 16 Stadien zur Verfügung gestellt werden sollten. In einem Land, das gerade einmal knapp über zwei Millionen Einwohner hat. Nun scheint sich der gesunde Menschenverstand doch noch einen Weg in die Konferenzräume der WM-Planer gebahnt zu haben. Acht Stadien und rund 40 Trainingsplätze sollten reichen, glaubt Nasser Al Khater vom Organisationskomitee. Nun, er muss sich keine Sorgen machen. Sie sollten nicht nur, sie werden reichen. Vielleicht hat das Korruptionsbeben, das die großen Fußball-Verbände zuletzt erschüttert hat, ja wirklich schon etwas Gutes bewirkt. Die Zeiten, in denen Milliarden für kurzfristig genutzte Sportstätten in den Sand gesetzt werden, müssen endgültig vorbei sein. Dabei muss auch gar nicht an der Sicherheit gespart werden. Es reicht schlichtweg, wenn alles nicht immer größer und prächtiger werden muss. Natürlich hat die Entscheidung, für die WM 2022 Katar einen Gang runterzuschalten, auch - vermutlich sogar vor allem - einen anderen Grund: die Kostenexplosion aufgrund den internationalen Forderungen nach besseren Bedingungen für die Arbeiter. Allerdings: Dass es überhaupt möglich war, von der ursprünglich angedachten und völlig überzogenen Stadionanzahl wegzukommen, ist ein gutes Zeichen. Hoffen wir, dass es bei künftigen Ausschreibungen nicht wieder einen Rückfall in die Steinzeit des Gigantismus geben wird.
Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de
Original-Content von: Mittelbayerische Zeitung, übermittelt durch news aktuell