Mittelbayerische Zeitung: Tücke der Transparenz
Kommentar zur Offenlegung von Gehältern
Regensburg (ots)
Transparenz klingt immer gut. Bisweilen aber nur, so lange man selbst nicht davon betroffen ist. In nur wenigen Unternehmen sind die Gehälter der Führungskräfte allen bekannt. Diese Führungskräfte sind in der Regel nicht erpicht darauf, dass jeder weiß, wie viel (mehr) Geld sie bekommen. Denn die Frage nach ihrem (Mehr)Wert kann schnell dazu führen, dass die übrigen Mitarbeiter sogleich weniger arbeiten, weil sie auf diese Weise einen in ihren Augen gerechtfertigten Abstand zwischen Lohn und Leistung wiederherstellen wollen. Auf der anderen Seite ist es auch nicht zwingend sinnvoll, für jeden Mitarbeiter das Gehalt einzeln auszuhandeln. Für die Unternehmen ist der Aufwand dafür hoch. Für die Mitarbeiter stellt sich nicht nur die Frage nach der eigenen Leistung, sondern auch die nach der Durchsetzungsfähigkeit. Viele Mitarbeiter sind schlechte Unternehmer in eigener Sache. Es verdient am Ende nicht jener Beschäftigte mehr, der am meisten leistet, sondern der, der dem Vorgesetzten am besten diesen Eindruck vermittelt. Mitarbeiter in tarifgebundenen Firmen verdienen in der Regel wesentlich mehr Geld als in solchen, wo individuell verhandelt wird - selbst in diesen Zeiten, in denen zahlreiche Jobs vakant sind. Tarife schaffen Transparenz. Da weiß jeder, wie viel der Kollege und die Kollegin verdient. Nachteil: Gerecht ist das auch nicht in jedem Fall.
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