Alle Storys
Folgen
Keine Story von Mittelbayerische Zeitung mehr verpassen.

Mittelbayerische Zeitung

Mittelbayerische Zeitung: Ein Ende der Trostpflaster
Kommentar zum Sklavenhandel in Libyen

Regensburg (ots)

Es hat viel zu lange gedauert, bis die brutalen Methoden libyscher Schlepper und Sklavenhändler auf die politische Agenda gehoben wurden. Libyen hat sich nach dem Ende des Gaddafi-Regimes in einen "failed state" verwandelt, in einen rechtsfreien Raum, in dem Terrorismus und Verbrechen freie Hand haben. Es gab keinen Plan, wie das Land nach Ende der Diktatur neu aufgebaut werden könnte. Und damit ist Libyen ein Musterbeispiel dafür, wie mit Ländern Afrikas, vielleicht mit Afrika insgesamt, umgegangen wird: als Problem, das es zu lösen gilt. Diese Lösung besteht meist aus einer Kombination von Erster Hilfe und Hilfe zur Selbsthilfe. Dahinter steckt viel zu oft die postkolonialistisch-abschätzige Annahme gerade der Europäer, Afrika sei vor allem Heimat hungernder Kinder, Ort brutaler Bürgerkriege - oder der pittoreske Hintergrund für Safari-Reisen. Der Kontinent ist in dieser Vorstellung nie das, was er wirklich ist: Heimat von 1,2 Milliarden Menschen, die auf 55 Staaten verteilt leben, deren politische Stabilität und Wirtschaftskraft völlig unterschiedlich sind. Und so brüsten sich europäische Unternehmen lieber mit Investitionen in Fernost als im südlichen Nachbarkontinent, den sie an China abgetreten haben, mit der Folge, dass es chinesische Unternehmen sind, die viele Länder Afrikas entwickeln; manche sprechen von einer neuen Form des Kolonialismus. Es braucht immer Hilfe für notleidende Menschen. Aber um sie von der Flucht abzuhalten, ist mehr nötig, als den Kampf gegen Menschenhändler in Libyen zu unterstützen.

Pressekontakt:

Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de

Original-Content von: Mittelbayerische Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Mittelbayerische Zeitung
Weitere Storys: Mittelbayerische Zeitung