Mittelbayerische Zeitung: Illustration eines Verfalls
Kommentar zum Hype um Oprah Winfrey
Regensburg (ots)
Der Hype um Oprah Winfrey illustriert den fortschreitenden Verfall des politischen Diskurses in den USA. Die Verschmelzung von Unterhaltung und Staatskunst in der Pop-Kultur des Landes reduziert das Ringen um bessere Programme und Ideen zu einem schnöden Beliebtheits-Wettbewerb. Heraus kommt ein oberflächlicher Personenkult. Mein Superstar gegen deinen Superstar. Ein trauriges Spektakel, das von der Last der inhaltlichen Auseinandersetzung mit der komplexen Welt befreit. Politik verkommt so vollends zum Showgeschäft, das dominiert, wer die immer kürzen Aufregungs-Zyklen der Medien mit plakativen Botschaften befeuert. Bevorzugt über die asozialen Netzwerke, die virtuelle Realitäten schaffen, die mit der Wirklichkeit oft wenig gemein haben. Ein Ergebnis dieser kollektiven Aufmerksamkeitsstörung ist Donald Trump. Das von ihm kultivierte Image befriedigt die Sehnsucht eines guten Teils der USA nach einem starken Führer. Seine Wahl lässt sich als ultimative Reduktion von Komplexität begreifen. Die Verlockung für das andere Amerika ist verständlicherweise groß, diesem Modell zu folgen. Befreit es doch von den lästigen Flügelkämpfen und der Sinnsuche einer Partei, die nicht so richtig weiß, was sie will. Wer schert sich schon, ob Oprah Winfrey etwas vom Regieren versteht? Bleibt zu hoffen, dass die Demokraten zu besserer Einsicht gelangen. Regieren ist ein ernstes Geschäft. Erfahrung zählt. Und Reality-TV-Stars sollten bei dem bleiben, was sie am besten können.
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