Presseerklärung vom 20. Januar 2000
Neue Studien belegen: Biologische Vielfalt in Gefahr
Greenpeace warnt vor Umweltgefahren genmanipulierter Pflanzen und Tiere
Hamburg/Montreal (ots)
Zum heutigen Auftakt der Biosafety-Konferenz im kanadischen Montreal warnt Greenpeace vor den ökologischen Risiken durch gentechnisch veränderte Organismen. Nur international verbindliche Gesetze zu Handel und Freisetzung von gentechnischen Pflanzen, Tieren und Bakterien können die Gefahr für die Artenvielfalt bannen.
"Gentechnische Verschmutzung bedroht die Artenvielfalt von den Pflanzen im mexikanischen Hochland bis zu den Fischen in norwegischen Fjorden. Nach dem Scheitern der WTO-Verhandlungen in Seattle, hat die internationale Staatengemeinschaft jetzt die Chance zu beweisen, dass ihnen der Schutz der Lebensgrundlage wichtiger ist, als die internationalen Handelsströme", so Stephanie Töwe, Gentechnik-Expertin bei Greenpeace.
Beispiel Pflanzen: Die Greenpeace-Studie "Centres of diversity" stellt die weltweiten Vielfaltszentren vor. In ihnen leben die Vorfahren fast aller Nutzpflanzen und eine Fülle von Pflanzen, die das Bindeglied zwischen Wildkraut und Hochleistungssorte sind. Noch heute bilden sie ein bedeutendes Archiv für die Pflanzenzüchtung. Gentechnisch veränderte Pflanzen, die in diesen Regionen freigesetzt werden, können durch Kreuzung mit Verwandten eine Fülle von Pflanzenarten gentechnisch verschmutzen. Die Folgen sind ungewiss, Sortensterben nicht ausgeschlossen. Dies wäre eine Katastrophe, nicht nur für die biologische Vielfalt, sondern auch für die Sicherung unserer Ernährung.
"Wenn es den Vertragsstaaten des Biosafety-Protokolls ernst damit ist, die biologische Vielfalt zu schützen, müssen sie den Handel mit gentechnisch manipulierten Pflanzen beschränken und die Einfuhr in die Vielfaltszentren verbieten", sagt Stephanie Töwe.
Beispiel Tiere: In zahlreichen Ländern werden zur Zeit Lachsen, Karpfen und Forellen tierische und menschliche Wachstumsgene eingebaut, damit sie schneller wachsen. Ein Greenpeace Bericht fast aktuelle Forschungsergebnisse zusammen, die zeigen, welche ökologische Gefahr von den schwimmenden Chimären ausgeht. So belegt eine Studie der Purdue Universität in den USA, dass nur wenige gentechnisch manipulierte Fische ausreichen, um einen Bestand von Wildlachsen zu vernichten. Der Greenpeace-Bericht dokumentiert, dass kurz vor der Zulassung der ersten genmanipulierten Fische für die kommerzielle Zucht die nationalen und internationalen Regelungen völlig unzureichend sind, um diese Gefahr zu bannen.
"Nur um unsere Fischstäbchen mit genmanipuliertem Turbolachs füllen zu können, sollten wir nicht Wildlachsbestände und ganze Ökosysteme in kanadischen und norwegischen Flüssen aufs Spiel setzen," sagt Stephanie Töwe, "bevor großer Schaden entsteht, muss die Gentechnik durch ein internationales Abkommen in Schranken gewiesen werden."
Die Verhandlungen zum Biosafety-Protokoll werden vom 20. bis zum 28. Januar 2000 in Montreal geführt. Das Protokoll ist Teil der "Konvention zum Schutz der biologischen Vielfalt" von 1992. Bereits 1999 in Cartagena/Kolumbien sollte ein verbindliches Biosafety-Protokoll verabschiedet werden. Doch eine Allianz der großen amerikanischen Agrarexportländer unter der Führung der USA brachte die Verhandlungen zum Scheitern.
Achtung Redaktionen: Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Stephanie Töwe, Tel. 040-30618-332 oder an Benny Härlin, Tel. 001-416-271-8408. Hintergrundpapiere zum Biosafety-Protokoll in Montreal/Kanada sowie die Studien "Centres of diversity" und "Genetically engineered fish" können Sie unter 040-30618-391 anfordern. Tagesaktuelle Informationen zu den Biosafety-Verhandlungen finden Sie unter: www.greenpeace.org/%7Egeneng.
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