Koch führt die Nordhessen hinters Licht
Landesregierung schlägt klammheimlich im hessischen Kellerwald ein
Hamburg/Wiesbaden (ots)
Mit dem Lärm von Motorsägen und der Übergabe einer über 120jährigen Buchen-Baumscheibe protestiert Greenpeace heute Morgen vor dem hessischen Landtag in Wiesbaden gegen das Abholzen von Buchen im hessischen Kellerwald. Ein Banner mit der Aufschrift "Koch plündert den Kellerwald - Nationalpark jetzt!" vor einem mit einer großen Buche beladenen Holztransporter unterstreicht die Verantwortung des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch.
Am Mittwoch vergangener Woche war bekannt geworden, dass staatliche Forstbetriebe im Kellerwald damit begonnen haben, auf einer Fläche von zehn Hektar Buchen zu fällen, darunter in einem ökologisch besonders wertvollen Gebiet. Der Landtag berät darüber heute in einer Sondersitzung. Nach einem Greenpeace vorliegenden Brief des hessischen Ministerpräsidenten vom vergangenen Sommer sollte im Kellerwald solange keine Buche gefällt werden, bis die regionalen Vertreter unter der Leitung von Umweltminister Dietzel ein Gesamtkonzept vorgestellt haben.
"Obwohl die Beratungen mit den Vertretern der Landkreise noch andauern, lässt Koch alte Buchen im europaweit bedeutsamen Kellerwald abholzen", erklärt Martin Kaiser, Greenpeace Wald-Experte. "Damit bricht er nicht nur einen gültigen Ministererlass und die Vorgaben für ein europaweites Schutzkonzept, sondern hintergeht auch noch die Menschen hier in der Region, die ihn gewählt haben!"
Mit hohen wirtschaftlichen Zielvorgaben hat die Landesregierung das örtliche Forstamt zum erneuten Einschlag gezwungen. Damit wurde der gültige Ministererlass von März 1998 gebrochen, in dem der Einschlag von Buchen und Eichen in über 120 Jahre alten Beständen untersagt wird. Der urwaldähnliche Kellerwald ist bei der Europäischen Union im September 1998 als sogenanntes Flora-Fauna-Habitat mit dem Ziel eines Nationalparks offiziell angemeldet worden. Der darin festgeschriebene Nutzungsverzicht wird durch den jetzt aufgedeckten Bucheneinschlag gebrochen.
Im vergangenen Jahr hatten Koch und Dietzel auf Druck von Greenpeace und anderen Umweltorganisationen einen geplanten Bucheneinschlag im Kellerwald zurückgenommen. In einem Gremium, bestehend aus Vertretern der nordhessischen Region, sollten bis Herbst diesen Jahres konkrete Vorschläge zum dauerhaften Schutz des etwa 6000 Hektar großen Buchenwaldes vorlegt werden. Schon damals hatte Greenpeace das Gremium als "Mogelpackung a la Koch" entlarvt und die hessische Landesregierung beschuldigt, kein echtes Interesse am notwendigen Waldschutz zu haben.
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