Kein fauler Kompromiss bei der Wiederaufarbeitung
Greenpeace-Taucher nehmen neue Proben in La Hague
Cherbourg (ots)
Gefährlicher Einsatz für die Taucher von Greenpeace: Ab heute werden die Umweltschützer neue Untersuchungen an der Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) im französischen La Hague durchführen, in die bereits über 4500 Tonnen hochradioaktiver Müll aus deutschen AKWs transportiert wurden. In 30 Metern Tiefe nehmen die Froschmänner Proben vom Meeresboden am Ende einer Pipeline, durch die radioaktive Abwässer aus der Anlage in den Ärmelkanal fließen. Die Proben werden auf radioaktive Belastung untersucht.
Die Atomfabrik von La Hague pumpt jährlich über dieses Rohr rund 500 Millionen Liter radioaktiv verseuchtes Wasser ins Meer. "Wiederaufarbeitung ist die schmutzigste Art, mit Atommüll umzugehen", sagt Veit Bürger, Energieexperte von Greenpeace. "Es ist unglaublich, dass die Bundesregierung diese permanente radioaktive Verseuchung der Umwelt noch immer als Entsorgung anerkennt." Deutschland ist der größte ausländische Kunde von La Hague.
In den Verhandlungen zwischen Bundesregierung und Stromkonzernen über den Atomausstieg zeichnet sich ab, dass die Wiederaufarbeitung deutschen Atommülls in den WAA von La Hague und Sellafield (England) erst ab dem Jahr 2005 beendet werden soll. Greenpeace hatte schon im Januar 1999 mit zwei Rechtsgutachten belegt, dass ein Ausstieg aus der Wiederaufarbeitung sofort und ohne Entschädigungszahlungen möglich ist.
Die radioaktiven Substanzen, die aus dem kilometerlangen Abflussrohr ins Meer fließen, verteilen sich bis in die Arktis. Greenpeace-Messungen ergaben, dass der Meeresboden in der Nähe der Pipeline derart viel Plutonium enthält, dass er nach deutschem Recht als Atommüll entsorgt werden müsste. Auch die untersuchten Meerestiere sind stark verstrahlt. Proben von Krebsen überschritten die erwartete Lebensmittelbelastung nach einem nuklearen Großunfall.
"Die Betreiber von La Hague sind genauso ehrenwert wie ihre Kollegen in Sellafield, die Sicherheitspapiere von Atomlieferungen nach Deutschland fälschen. Die COGEMA in La Hague verstößt gegen Vorschriften und schert sich nicht um die Verstrahlung von Meer, Land, Menschen und Tieren", so Veit Bürger. 1997 wies Greenpeace der COGEMA nach, dass sie gegen ihre Betriebsgenehmigung verstößt. Durch den Einsatz eines Spezialfilters konnte Greenpeace beweisen, dass La Hague radioaktive Feststoffe von einer Größe bis zu 65 Mikrometern in das Meerwasser pumpt, obwohl nur Partikel bis 25 Mikrometer erlaubt sind. Greenpeace verklagte die COGEMA daraufhin wegen illegaler Einleitungen, das Gerichtsverfahren ist am zweiten Mai diesen Jahres.
Dänemark und Irland wollen die WAA Sellafield wegen der hohen radioaktiven Emissionen auf der nächsten OSPAR-Konferenz (Juni 2000) stilllegen lassen. Greenpeace fordert die Bundesregierung auf, umgehend aus der Wiederaufarbeitung auszusteigen und sich ebenso konsequent für die Schließung der WAA in Sellafield und La Hague einzusetzen.
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