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Werftindustrie blockiert deutsches TBT-Verbot
Neptun bei Schröder: Bundeskanzler soll Hormongift endgültig verbieten

Emden (ots)

Meeresgott Neptun setzt sich heute im Namen von
Greenpeace persönlich bei Bundeskanzler Schröder für ein Verbot von
TBT-Gift in Deutschland ein. Sechs Mitglieder der Umweltorganisation
haben den Schutzpatron der Ozeane auf einer Sänfte bis vor das
Tagungsgebäude in Emden getragen, wo der Kanzler heute die "Nationale
Konferenz Maritime Wirtschaft" eröffnet. Neptun trägt auf seinem
Gewand giftgelbe Fische, um auf die TBT-Vergiftung von Mensch und
Meer aufmerksam zu machen. Greenpeace fordert von Schröder, die
Vermarktung und Anwendung des Hormongiftes TBT (Tributylzinn) und
anderer sogenannter Organozinn-Verbindungen sofort zu verbieten.
In immer mehr Produkten und Lebensmitteln tauchen TBT und andere
Organozinn-Verbindungen auf. Greenpeace hatte das Gift in
Speisefischen aus der Nordsee und Baby-Windeln gefunden. Doch auch in
Kleidungsstücken, PVC-Produkten oder Fußsprays wurde es bereits
nachgewiesen. "Keiner weiß, wo TBT noch überall drin ist", so
Greenpeace-Chemieexperte Manfred Krautter. "Der Bundeskanzler muss
einen Schlussstrich unter TBT&Co ziehen. In Japan ist das Gift seit
1992 verboten, warum sollte Deutschland nicht Vorreiter in Europa
sein?"
Seit März diskutiert die Bundesregierung ein Verbot der
Chemikalie, die zu 90 Prozent in Schiffsfarben verwendet wird und
schon in kleinsten Dosen Wasserorganismen tötet. Doch die
Werftindustrie, die sich heute mit dem Bundeskanzler und führenden
Politikern trifft, blockiert ein solches Verbot. Der Geschäftsführer
des Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik, Dr. Mathias Münchau,
erklärte gegenüber Greenpeace, die Werftindustrie wolle ein Verbot
von TBT in Deutschland nicht akzeptieren. Auch beim
Wirtschaftsministerium intervenierten die Schiffsbauer gegen einen
raschen TBT-Ausstieg.
Werften und Politiker verweisen auf die Pläne der Internationalen
Organisation für die Seeschifffahrt (IMO), die ein globales Verbot
des Giftes ab 2003 plant. Doch dieses ist international umstritten.
Die Chancen auf ein solch umfassendes Verbot würden durch einen
deutschen und europäischen Vorstoß deutlich verbessert.
TBT-Schiffsfarben sollen den Bewuchs von Schiffsrümpfen mit
Muscheln und Algen verhindern. Große Mengen des Giftes gelangen in
die Gewässer, wenn sich die Farbe abnutzt oder in einer Werft
entfernt wird. Schwere Schäden an Meerestieren wie Muscheln,
Wasserschnecken und Fischen sind die Folge. TBT gilt als einer der
giftigsten Stoffe, den die Menschen heute in die Umwelt freisetzen.
Das Gift kann die Abwehrkräfte des Menschen schwächen und sein
Hormonsystem beeinträchtigen.
"TBT-Schiffsfarben vergiften Mensch und Meer! Die Zeit für ein
TBT-Verbot ist reif, es gibt genügend Alternativen. Wer heute schon
auf die neuen, giftfreien Farben umsteigt, sichert damit die
Arbeitsplätze von morgen", sagt Manfred Krautter.
Achtung Redaktionen: 
Rückfragen bitte an Manfred Krautter unter Tel. 0171-8780-810 oder
Thilo Maack, Tel. 0171-8780-841. Internet-Info: www.greenpeace.de

Original-Content von: Greenpeace e.V., übermittelt durch news aktuell

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