Greenpeace: Atomtransport zeigt Dilemma der Atommüll-Entsorgung
Hamburg (ots)
Mit dem für heute geplanten größten Atomtransport in der Geschichte der Bundesrepublik zeigen Atomindustrie und Bundesregierung einmal mehr, dass sie keinerlei Lösung für das Dilemma der Atommüll-Entsorgung haben.
"Statt eine Lösung im eigenen Land zu finden, werden unsere hoch gefährlichen Abfälle nach Frankreich und England abgeschoben. Sie werden in Anlagen verarbeitet, die noch mehr Müll produzieren als angeliefert wurde und in deren Umgebung die Menschen häufiger an Krebs erkranken. Das alles nehmen Stromfirmen und Bundesregierung billigend in Kauf, weil sie nicht wissen, wohin mit dem Müll", sagt Susanne Ochse, Atomexpertin bei Greenpeace.
Die Blutkrebsraten um die sogenannten Wiederaufarbeitungsanlagen sind höher als im Landesdurchschnitt. Die Anlagen leiten einen Teil der radioaktiven Abfälle über Pipelines direkt ins Meer und über Schornsteine in die Luft ab. "Noch vor wenigen Monaten verkündete die rot-grüne Bundesregierung, man dürfe den Franzosen unseren Müll nicht einfach vor die Füße kippen. Genau das passiert heute wieder", so Susanne Ochse.
Die Atomkraftwerksbetreiber ruinieren mit ihren Transporten nicht nur die Umwelt, sie verstoßen auch gegen den sogenannten Atomkonsens, den sie im vorigen Jahr mit der Bundesregierung ausgehandelt haben. Darin hatten sich Eon, RWE, EnBW und HEW verpflichtet, gegenüber ihren internationalen Partnern "alle zumutbaren vertraglichen Möglichkeiten zu nutzen, um zu einer frühestmöglichen Beendigung der Wiederaufarbeitungsverträge zu kommen." Bis heute ist jedoch kein einziger Vertrag gelöst worden. Stattdessen haben mehrere Atomkonzerne angekündigt, die bestehenden Verträge bis zum Letzten ausnutzen zu wollen.
Susanne Ochse: "Die Atomindustrie spielt ein übles Spiel. Die Passagen aus dem Atom-Kompromiss, die ihr nicht in den Kram passen, werden schlichtweg ignoriert. Und Umweltminister Trittin ist inzwischen so handzahm abgerichtet, dass die Stromkonzerne von dort nichts zu befürchten haben."
Entsprechend dreht sich das Atommüll-Karussell zwischen den deutschen Atomkraftwerken und den ausländischen Plutoniumfabriken wieder auf vollen Touren. Bis heute sind - einschließlich des jetzt bevorstehenden Transportes - 31 Behälter mit hochradioaktivem Müll ins Ausland abgeschoben worden. Der Transport von 52 weiteren Behältern ist für dieses Jahr bereits genehmigt. Die gesamte Atommüll-Menge muß früher oder später nach Deutschland zurück gebracht werden. "Niemand weiß, wo dieser Müll endgelagert werden soll. Stattdessen findet eine sinnlose und hoch gefährliche Hin- und Herschieberei statt, die nichts zur Lösung des Entsorgungsproblems beiträgt", sagt Susanne Ochse.
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