Magere Zeiten für Wale
Seltener Grauwal droht zu verhungern:
Unterwassersprengungen schuld?
Hamburg (ots)
Die letzten Grauwale des Nordwest-Pazifiks drohen zu verhungern. Die dramatische Entwicklung wird nun durch Unterwassersprengungen verschärft. Sogenannte seismische Untersuchungen zur Erschließung neuer Öl- und Erdgasvorkommen durch ein Tochterunternehmen der Firma EXXON (dtsch. Esso) könnten die Wale so stören, dass der bis auf 100 Tiere geschrumpfte Grauwalbestand seine Nahrungsgründe verlässt. Dies würde faktisch zur Ausrottung des nordwest-pazifischen Grauwals führen. Greenpeace fordert die sofortige Einstellung der illegalen Unterwassersprengungen in der Nähe der russischen Insel Sachalin an der Grenze zu Japan .
Unter den 100 letzten Walen leben lediglich zwölf fortpflanzungsfähige Weibchen. Erst kürzlich ist dieser seltene Walbestand von der IUCN (Internationale Vereinigung zur Erhaltung der Natur) als stark gefährdet eingestuft worden. Viele der Tiere sind unterernährt, einige so stark, dass man die Knochen durch die Haut sehen kann. Normalerweise sieben diese Grauwale den Meeresboden mit Hilfe ihrer Barten und sammeln so Muscheln, Würmer und Krebse. Warum die Grauwale so schlecht ernährt sind, ist noch nicht klar. Es könnte sein, dass das Nahrungsangebot durch industrielle Verschmutzung, z.B. durch Ölförderungen zurückgegangen ist oder dass die Wale durch den Unterwasserlärm ständig unter Stress stehen.
"In der Nähe dieser vom Aussterben bedrohten Wale unter Wasser zu sprengen, ist absolut unverantwortlich!" sagt Thilo Maack, Walexperte bei Greenpeace. "Wissenschafter der Internationalen Walfangkommission IWC rechnen damit, dass die Tiere versuchen werden, den Untersuchungsschiffen aus dem Weg zu gehen. Dadurch verkürzt sich ihre Fresszeit erneut - und das bei Tieren, die kurz vor dem Verhungern stehen", so Maack.
Wissenschaftler hatten wiederholt empfohlen, während des Aufenthaltes der Wale in ihren Nahrungsgründen keine seismischen Untersuchungen durchzuführen. Am 26. Juli wurde während der Jahreskonferenz der IWC in London eine entsprechende Resolution verabschiedet. Greenpeace-Mitarbeiter hatten bereits Anfang Juli abgemagerte Grauwale im fraglichen Gebiet beobachtet. Die Sprengungen durch die Firma EXXON (Esso) sollen diese Woche beginnen. Gemäß der russischen Gesetzgebung sind die Sprengungen illegal, da es keine vorgeschriebene Umweltverträglichkeitsprüfung gab. Außerdem dürfen keine "industriellen Aktivitäten in Heimatgebieten von Arten" durchgeführt werden, die auf der Roten Liste Russlands stehen.
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